thema der Wohnungswirtschaft
N°1 – Der perfekte Sturm

Wohnraumförderung

Mehr als “nur“ bezahlbar

Vorbehalte gegenüber „Sozialwohnungen“ sollten der Vergangenheit angehören. Bei den wohneNRW-Tagen 2024 standen zukunftsweisende Projekte unserer Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften auf dem dreitägigen Bereisungsprogramm, die allesamt aus Mitteln der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalen entstanden sind. Sowohl im Neubau als auch in der energetischen Modernisierung von Wohnungen zeigte sich, dass geförderte Wohnquartiere jede Menge Mehrwerte bringen und gleichzeitig veraltete Vorurteile gegenüber gefördertem Wohnraum aus der Zeit gefallen sind. Denn Öffentlich gefördertes Wohnen ist so viel mehr als nur bezahlbar: Großwohnanlagen am Stadtrand, schlichte und zweckmäßige Bauten mit geringen Standards in wenig attraktiven Lagen – das ist mitnichten so. Heute schaffen unsere Verbandsmitglieder öffentlich geförderten Wohnraum, der genau so modern, klimagerecht und zukunftsfähig ist wie frei finanzierter Wohnraum. Ein Reisebericht zu vielen Stationen in ganz Nordrhein-Westfalen, in dem genau das deutlich geworden ist.

Quelle: Vivawest

Gefördert, energetisch modernisiert und bezahlbar!

Im Rahmen der WohneNRW-Tage 2024 für die öffentliche Wohnraumförderung in Nordrhein-Westfalen war NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach auch bei VIVAWEST in Ahlen zu Gast. Die drei Aktionstage rücken Positivbeispiele für modernes, nachhaltiges und bezahlbares Wohnen in ganz NRW in den Fokus. Auch das VIVAWEST-Quartier Ahlen-Ost zählt dazu und zeigt, wie zeitgemäßer und klimafreundlicher Wohnraum durch die Modernisierung von Bestandswohnungen aussehen kann. Grund genug für Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, in der 1955 erbauten Siedlung Halt zu machen. Gemeinsam mit Uwe Eichner, Vorsitzender der VIVAWEST-Geschäftsführung, Ahlens Stadtbaurat Thomas Köpp, Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen, sowie Vertretern des Landkreises Warendorf und weiteren Gästen nahm sie die Wohnungen und Gebäudeunter die Lupe.

Gute Voraussetzungen für öffentlich gefördertes Wohnen?

Mit einem Fördervolumen von 1,7 Milliarden Euro ging die öffentliche Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalens zu Beginn des Jahres 2024 an den Start – und schon kurz nach der Verkündung waren die Mittel ausgeschöpft. Worauf ist das zurückzuführen und welche Entwicklung ist für das laufende sowie die kommenden Jahre zu erwarten? VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter empfing die Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung am 15. August 2024 zum Livetalk, in dem die Situation der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam diskutiert wurde. Ebenfalls zur Sprache kam die Situation der sozial orientierten Wohnungswirtschaft in Bezug auf die Bundesförderung.

Quelle: jcomp / freepik.com

Aufstockung der NRW-Wohnraumförderung

Am 2. Juli 2024 informierte das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW über die Aufstockung des mehrjährigen Wohnraumförderprogramms auf insgesamt 10,5 Milliarden Euro bis 2027. Für das laufende Jahr 2024 wird das Förderkontingent von bisher 1,7 Milliarden Euro um eine Milliarde auf 2,7 Milliarden Euro erhöht. Die verbleibenden 500 Millionen Euro dienen zur Abdeckung der im Jahr 2023 gewährten Förderung. Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen begrüßt die Entscheidung der Landesregierung, das Wohnraumfördervolumen für das Jahr 2024 deutlich zu erhöhen. Diese Maßnahme ist ein entscheidender Schritt, um den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und bestehende Wohnungsbestände zu modernisieren. Dazu erklärt Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen: „Dieses Mehr an Förderung hält das bezahlbare Bauen und Wohnen für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft in der aktuellen Baukrise am Leben und ist ein ganz wichtiges Signal. Wo ein Wille ist, gibt es offensichtlich auch einen Weg, das hat das Land mit diesem Schritt auch der Bundesregierung gezeigt.“

Quelle: SWB

Quartiersentwicklung in mehreren Etappen

Am Ende werden es über 550 Wohnungen sein, die entweder neu gebaut oder zeitgemäß, modern und klimafreundlich modernisiert wurden und zu bezahlbaren Mieten auf den Markt kommen: Die SWB-Service- Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft mbH (SWB) aus Mülheim an der Ruhr baut mit der „Eichbaumsiedlung“ ein vor Ort wichtiges Quartiersprojekt, das einige Hürden und Hindernisse schon hinter sich lassen musste. Und am Ende doch noch bezahlbare Wohnungen für die Mülheimerinnen und Mülheimer bringen wird. Die Eichbaumsiedlung im Stadtteil Heißen-Süd steht im Fokus einer ehrgeizigen Revitalisierung durch die SWB. Mit Blick auf eine ganzheitliche, zukunftsfähige und generationengerechte Entwicklung werden hier 556 Wohneinheiten modernisiert oder neu gebaut. Diese umfassende Neuentwicklung, im aktuellen fünften Bauabschnitt bis 2026 geplant, setzt auf Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz im Bauen, Wohnen und Heizen.

Quelle: GWG Neuss

Genossenschaftlich und öffentlich gefördert

Öffentlich geförderte energetische Bestandssanierung und Wohnungsneubau: 72 Wohnungen energetisch saniert, 16 Wohnungen neu gebaut und den CO₂-Ausstoß um 249 Tonnen pro Jahr reduziert, das sind die durchaus beeindruckenden Zahlen des Bauprojektes, mit dem sich die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft e.G. Neuss (GWG), eine Mitgliedsgenossenschaft des VdW Rheinland Westfalen, nun um den Deutschen Bauherrenpreis 2024 beworben hat. Die Bestandsgebäude an der Weckhovener Straße 62-78 wurden in den 1960er-Jahren erbaut und waren mit Niedertemperatur-Kombithermen für Heizung und Warmwasser in jeder Wohnung ausgestattet. Der jährliche CO₂-Ausstoß war beträchtlich. Im Rahmen ihres Klimapfades hin zu einem CO₂-neutralen Gebäudebestand bis spätestens 2045 hat die GWG die Häuser nun umfassend energetisch saniert und zusätzlich in zwei Kopfbauten als Anbauten an die bestehenden Zeilen noch insgesamt 16 barrierefreie Neubauwohnungen errichtet, die aus Mitteln des Bundes und der Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalen öffentlich gefördert wurden.

Quelle: Roland Baege / VdW Rheinland Westfalen

Gefordert und gefördert?

In vielen Städten und Gemeinden – mittlerweile auch zunehmend in ländlich geprägten Regionen – werden bezahlbare Wohnungen zu einem knapp verfügbaren Gut. Angesichts hoher Baukosten und der dynamischen Preisentwicklung im Wohnungsneubau wird es auf vielen Wohnungsmärkten zunehmend schwerer, die hohe Nachfrage mit einem passenden Angebot zu decken. Vor allem im Segment bezahlbarer Wohnungen wird das immer spürbarer. Genau in diesem Bereich sind die Verbandsmitglieder des VdW Rheinland Westfalen seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner vor Ort. Die VdW-Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften sind zentrale Abnehmer von Mitteln der öffentlichen Wohnraumförderung, bemerken aber ebenfalls, dass der Wohnungsneubau es auch im geförderten Segment zu einer immer schwierigeren Herausforderung wird. Wie blickt Uwe Schramm, Vorstandsvorsitzender der Mitgliedsgenossenschaft WohnBau Westmünsterland eG, auf die neuen Bedingungen der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalen?

Bezahlbare Wohnungen in Köln bauen - wie gelingt das?

Die Baupreise und Zinsen sind stark gestiegen, die Grundstückspreise hoch: Keine guten Voraussetzungen für den Neubau bezahlbarer Wohnungen. Mitten in Köln schafft es die Kölner Wohnungsgenossenschaft Köln eG trotzdem, 88 neue Wohnungen zu errichten, 78 davon öffentlich gefördert. Wie gelingt ihr das in diesen für den Wohnungsbau schwierigen Zeiten? Ein Gespräch mit Christoph Moossen, Vorstand der Kölner Wohnungsgenossenschaft eG.