thema der Wohnungswirtschaft
N°1 – Der perfekte Sturm

Energie und Heizkosten

Quelle: VdW Rheinland Westfalen

Zu dick aufgetragen?

Ein Blick zurück in das Jahr 1977: Die damals regierende Regierungskoalition aus SPD und FDP erlässt am 11. August 1977 die „Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden (Wärmeschutzverordnung - WärmeschutzV)" als erste Verordnung auf der Grundlage des Energieeinsparungsgesetzes vom 22. Juli 1976. In Kraft tritt sie am 1. November 1977. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland, wie in den meisten anderen Ländern, keine bindenden Vorschriften für den energiesparenden Wärmeschutz von Gebäuden, sondern lediglich ein diesbezügliches technisches Regelwerk (DIN 4108). In den fast 50 Jahren, die seitdem vergangen sind, folgten zahlreiche Novellierungen und Anpassungen. Was hat sich verändert? In welchem Verhältnis stehen Energieeinsparmaßnahmen, Effizienz und die Reduzierung von CO₂-Ausstößen?

Bildquelle: GWL Lippstadt

„Balkonkraftwerk“ und Geländer in einem!

„Balkonkraftwerke“, wie sie auch genannt werden, sind seit etwa zwei Jahren auf dem Markt. Mieterinnen und Mieter versprechen sich davon einfach zugänglichen Solarstrom, der das Klima schont und gleichzeitig Stromkosten einspart. Dass die Installation von Fachleuten vorgenommen werden muss und es Details zu beachten gibt, sorgt bisweilen für Diskussionsbedarf. Die GWL Lippstadt, ein Verbandsmitglied des VdW Rheinland Westfalen, hat die Herausforderung und Wünsche der Menschen im Quartier erkannt und sich etwas Besonderes überlegt: Die Installation von Balkonsolaranlagen, die schon direkt in das Balkongeländer integriert sind. So stellt die GWLK ihren Mieterinnen und Mietern regenerativ und klimagerecht erzeugten Strom ohne zusätzlichen Flächenverbrauch zur Verfügung. Eine clevere und smarte Innovation für ein klimagerechtes Wohnquartier!

Wie kommt die Wärme ins Quartier?

Für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist die kommunale Wärmeplanung ein wichtiges Instrument auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045. Jede Kommune soll zukünftig ausweisen, wo welche Energiequellen für die Wärmeversorgung zugänglich sind. Auf Grundlage dieser Wärmepläne können Wohnungsunternehmen und -genossenschaften dann strategische Entscheidungen für ihre Bestände treffen und Neubauprojekte direkt zu Beginn der Planungen an die lokalen Gegebenheiten anpassen.

Quelle: ri / pixabay

Hilfreiche Tipps gegen hohe Heizkosten

Die Heizkostenabrechnung für das Jahr 2023 erreicht bald viele Mieterhaushalte – und dürfte deutlich höher ausfallen als im Jahr 2022. Laut Angaben des Technikdienstleisters ista müssen beispielsweise Erdgaskunden im Durchschnitt 61 % mehr fürs Heizen zahlen als 2022. Und das Jahr 2024 droht nochmals teurer zu werden. Sparsamkeit beim Heizen bleibt daher wichtig. Denn: Für 2024 werden wieder höhere Kosten bei Gas und Strom erwartet. Der Bundesgesetzgeber hat nämlich gleich mehrere Neuerungen zum Jahreswechsel auf den Weg gebracht. Die CO2-Steuer steigt von 30 auf 45 Euro pro Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid, während gleichzeitig auch Netzentgelte gestiegen sind. Außerdem sind zum 1. Januar 2024 die Energiepreisbremsen für Privathaushalte und Wirtschaft ausgelaufen.

Quelle: Roland Baege

Wieso steigen die Heizkosten wieder?

Der VdW Rheinland Westfalen geht davon aus, dass die Heizkosten 2024 steigen werden. Wir sprachen mit Verbandsdirektor Alexander Rychter darüber, weshalb das so ist und was Mieterinnen und Mieter tun können. Alexander Rychter vertritt im wohnungspolitischen Diskurs über 450 Wohnungsunternehmen und -genossenschaften des Verbandes, die über 1 Million Menschen in Nordrhein-Westfalen ein Zuhause geben. Auch auf ihre Mieterinnen und Mieter kommen im Jahr 2024 voraussichtlich höhere Heizkosten zu.

Quelle: Zsolt Biczó – stock.adobe.com

Wann ist die kommunale Wärmeplanung erfolgreich?

Klimagerechtes Heizen mit Wärme, die im Erdreich verborgen liegt oder in industriellen Prozessen bereits entstanden ist, aber erst noch den Weg in die Wohnungen finden muss – genau das ist der Kern der kommunalen Wärmeplanung, die der Gesetzgeber als elementaren Bestandteil der Klimastrategie vorsieht. Die kommunale Wärmeplanung wird bis 2026 bzw. 2028 in allen Kommunen Klarheit darüber schaffen, welche Wohnquartiere bereits vorhandene Wärmepotentiale nutzen können. Der VdW Rheinland Westfalen sprach mit Diplom-Geograph Hinnerk Willenbrink, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich „Energie, Gebäude, Umwelt“ an der FH Münster, über den Ansatz der kommunalen Wärmeplanung und die Erfolgskriterien für den Ausbau klimaneutraler Wärme- und Energienetze.

Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz

Wärmeplanung muss verbindlich werden

Nur eine verbindliche Wärmeplanung bringt Planungssicherheit, argumentierte die Wohnungswirtschaft auf dem 11. Jahreskongress der Energieagentur Rheinland-Pfalz am 11. November 2023 in Bingen. Bei dem Podiumsgespräch unter dem Titel "Wärmewende, quo vadis?" diskutierte Lena Weinert, Klima-Referentin des VdW Rheinland Westfalen, unter anderem mit Michael Hauer, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium. Hauer hatte zu Beginn das ambitionierte Ziel der rheinland-pfälzischen Landesregierung betont, bis 2040 klimaneutral zu sein. Die Wärmewende spiele bei diesem Vorhaben eine essenzielle Rolle und dafür brauche es Zusammenarbeit. Diesen Ball griff VdW-Referentin Lena Weinert während der Podiumsdiskussion auf und forderte die Zusammenarbeit explizit ein. „Für eine effiziente kommunale Wärmeplanung muss die örtliche Wohnungswirtschaft frühestmöglich in den Planungsprozess einbezogen werden“, sagte sie. Darüber hinaus brauche es eine Verbindlichkeit der Wärmepläne, damit die damit angestrebte Planungs- und Investitionssicherheit auch tatsächlich ermöglicht würde.

Quelle: Fraunhofer IPM

Was können magnetokalorische Wärmepumpen?

Während auf politischer Ebene im Rahmen der Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) lange darüber diskutiert wurde, welche Technologien und Energiequellen zur Erfüllung der Vorgabe von mindestens 65 % erneuerbaren Energien bei neuen Heizsystemen genutzt werden dürfen, werden bereits seit Jahren neue klimagerechte Wärmetechnologien erforscht und bestehende Systeme weiter in Bezug auf ihre Effizienz und den Klimaschutz optimiert. Dies gilt auch für Wärmepumpen, die eine wichtige Rolle in der Wärmewende einnehmen und grundlegend für die Umsetzung eines klimaneutralen Gebäudebestands sind. Ein Beispiel dafür sind magnetokalorische Wärmepumpensysteme, die u.a. von Dr. Kilian Bartholomé am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM erforscht werden. Der VdW Rheinland Westfalen sprach mit dem Experten zu den Potentialen und Perspektiven im Wohngebäudesektor, der bis 2045 klimaneutral werden soll.