Klimaneutralität
- Klimaneutrales Wohnen
„Das Ziel ist klar, der Weg (noch) nicht.“
Bis 2045 muss der Gebäudesektor klimaneutral sein – was bedeutet dieses große Ziel konkret für die wohnungswirtschaftliche Praxis? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Gesprächs mit Dr. Daniel Ranker, dem Prüfungsdirektor des VdW Rheinland Westfalen. In Nordrhein-Westfalen sind die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen mit ungefähr 20 Prozent aller Wohnungen am Markt vertreten. Sie bewirtschaften ihre Wohnungsbestände langfristig, bieten diese für bezahlbare Mietpreise an und investieren jedes Jahr hohe Summen in die energetische Modernisierung ihrer Wohnquartiere. In Nordrhein-Westfalen werden von rund 5 Millionen Wohnungen etwa 3,3 Millionen mit Gas-Heizungen beheizt – hier verdeutlicht sich schon anhand des gesamten Wohnungsbestandes, dass sehr hohe Investitionen notwendig sind, um die vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen zu vollziehen und erneuerbare Energien breitflächig in die Heizsysteme zu integrieren. Langfristig heißt es also „raus mit der Gasheizung und runter mit den Emissionen auf Null“ – auch für die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen.
- Kommunale Wärmeplanung
Wie kommt die Wärme ins Quartier?
Für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist die kommunale Wärmeplanung ein wichtiges Instrument auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045. Jede Kommune soll zukünftig ausweisen, wo welche Energiequellen für die Wärmeversorgung zugänglich sind. Auf Grundlage dieser Wärmepläne können Wohnungsunternehmen und -genossenschaften dann strategische Entscheidungen für ihre Bestände treffen und Neubauprojekte direkt zu Beginn der Planungen an die lokalen Gegebenheiten anpassen.
- Das Thema
Das Bauen mit gebrauchten Materialien zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Es könnte alles so einfach sein: Die Bauherrin bzw. der Bauherr geht in den Laden um die Ecke und kauft alte Türen, Waschbecken, Treppen oder Fliesen, um sie in ihrem Neubau wiederzuverwenden. Nun, um die Ecke befindet sich der Laden noch nicht, mehr als ein Klick ist er aber auch nicht entfernt. Denn einige Anbieter bieten inzwischen gebrauchte Bauteile zur Wiederverwendung an. Gleichzeitig werden mehr und mehr recycelte Gesteine angeboten, um daraus etwa Recyclingbeton herzustellen, bereits einmal verbautes Material wird also auch hier wiederverwendet. Gewissermaßen Bauen Second Hand.
- Unterwegs
Wie aus einem alten Haus neuer Baustoff wird
Aus einem Haus, dessen Bau Monate gedauert hat, wird innerhalb eines einzigen Tages Bauschutt. Doch aus dem Abfall kann Neues entstehen. Wie das geht, haben wir bei einem Recyclingunternehmen in Bochum verfolgt. Aus dem, was am Morgen noch ein Bungalow war, wird innerhalb von 25 Minuten neuer Baustoff.
- Beispielhaft
Recyclingbeton: Geht mehr als 45 Prozent?
Die städtische GEWOBAU ist gerade mit dem Bau des „KUB“ fertiggeworden. KUB steht für „klimapositiv und barrierefrei“ und bezeichnet ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen in der Mitte der Stadt. Unter wissenschaftlicher Begleitung hat die GEWOBAU im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss vor Ort selbst hergestellten Recyclingbeton verwendet, der in Holzspanstein gefüllt wurde.
- Fachwissen
Ausbauen, einbauen, fertig?
Jedes Gebäude ist ein Rohstofflager, in dem viele Bauteile und Baustoffe vorhanden sind, welche bei einem Abbruch des Gebäudes potenziell auf einer anderen Baustelle wiederverwendet werden können. Potenziell, denn tatsächlich können diese wertvollen Rohstoffe nicht ohne Weiteres wiederverwendet werden. Sie müssen einen aufwendigen Prozess durchlaufen, etwa um die Schadstofffreiheit zu gewährleisten. Und auch die bauaufsichtliche Zulassung geht mit dem Ausbau verloren.
- Außenansicht
Was vom Gebäude übrig bleibt
Wo hört Abfall auf, wo fängt Baustoff an? Barbara Grunewald vom Verband der Bau und Rohstoffindustrie (vero) berichtet, wie aus abgerissenen Gebäuden Recycling-Baustoffe entstehen. Wer schon einmal gebaut hat, weiß: Bauen ist teuer. Denn viele wertvolle Bau- und Rohstoffe stecken in einem Bauwerk. Doch was passiert mit diesen wertvollen Bau- und Rohstoffen, wenn das Bauwerk sein Lebensende erreicht? Das Bauwerk wird abgerissen und der anfallende Bauschutt wird entsorgt. Da hier in der Regel ein Entledigungswille vorliegt, handelt es sich hierbei rein gesetzlich gesehen um Abfall. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz fordert eine möglichst hochwertige Verwertung von Abfällen bei gleichzeitigem Schutz von Mensch und Umwelt. Es sieht folgende Rangfolge bei der Vermeidung und der Abfallbewirtschaftung vor: 1. Vermeidung, 2. Vorbereitung zur Wiederverwendung, 3. Recycling, 4. sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung und 5. Beseitigung.
- Europapolitik
Europäische Kommission, EU-Parlament und Rat finden Kompromiss zur EU-Gebäuderichtlinie (EPBD): Keine individuelle Sanierungspflicht, sondern Betrachtung des Gesamtbestandes.
Der Deutsche Bauherrenpreis wird seit mehr als drei Jahrzehnten vergeben. Er ist in der Fachwelt als wichtigster Preis im Bereich des Wohnungsbaus in Deutschland anerkannt und wird alle zwei Jahre ausgelobt. Bezahlbarer und qualitätsvoller Wohnungsbau ist derzeit wichtiger denn je. Seit 35 Jahren werden herausragende Wohnungsbauprojekte mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Der Bauherrenpreis setzt am Spannungsfeld von hoher Qualität und tragbaren Kosten an – Faktoren, die aktuell wichtiger sind als je zuvor. Als einziger Preis in der Branche hebt der Deutsche Bauherrenpreis die besondere Rolle der Bauherren hervor. Der Wettbewerb wird von der Arbeitsgruppe Kooperation des wohnungswirtschaftlichen Dachverbandes GdW, des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) und des Deutschen Städtetages zur Unterstützung positiver Ansätze und Lösungen im Wohnungsbau ausgelobt.