Recyclingbeton: Geht mehr als 45 Prozent?
Der Norm entsprechend darf ein Recyclingbeton aus höchstens 45 Prozent Rezyklat bestehen. Ist es aber möglich, diesen Wert zu steigern? Dieser Frage ging die GEWOBAU in Bad Kreuznach nach – mit Unterstützung der Fachhochschule Darmstadt.
Die städtische GEWOBAU ist gerade mit dem Bau des „KUB“ fertiggeworden. KUB steht für „klimapositiv und barrierefrei“ und bezeichnet ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen in der Mitte der Stadt. Unter wissenschaftlicher Begleitung hat die GEWOBAU im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss vor Ort selbst hergestellten Recyclingbeton verwendet, der in Holzspanstein gefüllt wurde.
In der rezyklierten Gesteinskörnung war Zement bereits enthalten, wodurch auf die Hälfte des Zements verzichtet werden konnte, genauer gesagt auf 500 kg. GEWOBAU-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger ist ein wenig stolz auf die Einsparung: „Die Hochschule Darmstadt hat die Festigkeit des Betons überprüft. 42,2 Megapascal sind vergleichbar mit herkömmlichem Beton, nur dass wir dank des Rezyklats etwa 150 kg CO2 einsparen.“
Karl-Heinz Seeger, Geschäftsführer der GEWOBAU GmbH Bad Kreuznach (Abb. 1), wollte live dabei sein, als der vor Ort angemischte Recyclingbeton von der Fachhochschule Darmstadt begutachtet wurde.
Der so angerührte Beton wurde unter wissenschaftlicher Begleitung in eine Testform gefüllt (Abb. 2). Der Mitarbeiter der Fachhochschule Darmstadt prüfte die Fließeigenschaften, wie gut sich also der neue Beton in der Testform verteilte, wie schnell er aushärtete und wie viel Druck er standhielt. Ergebnis: Er ist vergleichbar mit herkömmlichem Beton und darf verwendet werden.
Auf der Baustelle des Neubauprojekts „KUB“ wurde normaler Beton mithilfe eines großen Mischers (Abb. 3) Rezyklat beigemischt, sodass der Beton zum Schluss zur Hälfte aus wiederverwendetem Gestein bestand. Hätte es sich nicht um ein Forschungsprojekt gehandelt, wäre nur ein Anteil von 45 Prozent möglich gewesen.
Der Holzspanstein selbst besteht aus 80 Prozent Holzschnitzel und aus 20 Prozent Zement. „Die Holzschnitzel sind das Abfallprodukt eines regionalen Sägewerks“, berichtet Seeger. So werde das Holz nicht nur wiederverwendet, da es aus einem nahen Werk stamme, würde auch beim Transport CO2 gespart. „Wir sind immer auf der Suche nach noch nachhaltigeren Verfahren. Wir probieren einfach immer wieder etwas aus, um besser zu werden“, so Seeger.
Ähnliche Artikel
- Das Thema
Wasser in der Stadt
Wasser wird unzuverlässig: Auf wochenlange Dürre folgt langanhaltender Starkregen, auf sinkende Grundwasserpegel volllaufende Kellergeschosse. Städte und Gemeinden, aber auch die Wohnungswirtschaft müssen sich auf diese neue Realität einstellen. Denn der Klimawandel sorgt dafür, dass Wetterlagen extremer werden und länger als bisher an einem Ort bleiben.
Sollte sich die durchschnittliche Temperatur auf der Erde um drei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmen, rechnet das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) mit drei bis vier Dürremonaten im Jahr, am stärksten betroffen wäre ein Streifen vom südlichen Nordrhein-Westfalen über ganz Rheinland- Pfalz bis nach Baden-Württemberg. Zwischen 1971 und 2000 waren zwei Dürremonate im Jahr normal. Schon bei einer Erwärmung von 1,5 Grad würde die Länge der Dürren laut UFZ in Nordrhein-Westfalen um 21 Prozent zunehmen, in Rheinland-Pfalz um 41 Prozent. Auch Hochwasser, besonders in den Sommermonaten, werden internationalen Klimamodellierungen zufolge zunehmen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es zu extremem Starkregen kommt, ist durch den Klimawandel um das 1,2- bis 9-fache gestiegen. Diese Spanne ist groß, klar ist aber: Starkregenereignisse nehmen zu, und 2021 musste an der Ahr und an der Erft beobachtet werden, welch vernichtende Kraft ein einziges Hochwasser haben kann.
- Im Gespräch
"Das Wasser sollte in der Stadt gehalten werden"
Wasser gerät zum zentralen Element in der Quartiersplanung – und damit werden auch die Grenzen zwischen öffentlicher und privater Planung fließend. Denn wenn beispielsweise Wasser im Wohnumfeld zurückgehalten wird, fließt weniger in die öffentliche Kanalisation. Kommunen und Wohnungsunternehmen und -genossenschaften arbeiten deshalb idealerweise zusammen. Wie das geschieht, untersucht derzeit das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) gemeinsam mit dem Forschungszentrum InWIS und der Kommunalagentur NRW. Ein Gespräch über das Notwendige und das Machbare.
- Persönlich
Die Regenwasser-Manager
Seit vielen Jahren sind Carsten Unterberg und Andreas Zaremba ein Team beim Bauverein zu Lünen. Um den ein oder anderen Spruch sind beide Vorstände nicht verlegen. Um Lösungen ebenso wenig. Im Besprechungsraum mit großen Panaromafenstern und direktem Blick auf die Bauverein-Großbaustelle an der Langen Straße kommen die beiden rund ums Wasser schnell ins Erzählen: Schon vor 25 Jahren setzte der Bauverein zu Lünen sein erstes Projekt in Sachen Regenwasser-Management um. Er entkoppelte die Siedlung „Osterfeld“ komplett von der Regenwasserkanalisation. Ihr Motto: Ressourcen schonen und einfach mal machen. Ihr Ziel: Die Kosten senken. Und zwar für die Genossenschaftsmitglieder.
- Beispielhaft
Gute Ideen rund ums Wasser
Die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen setzen sich intensiv mit innovativen Wasserlösungen im Quartier auseinander: Im Ruhrgebiet trotzen die kommunalen Wohnungsunternehmen VBW Bauen und Wohnen GmbH in Bochum und DOGEWO21 in Dortmund Starkregen und Trockenheit in ihren Wohnquartieren. Von Regenwassertanks bis hin zu grünen Dächern - diese Maßnahmen helfen nicht nur der Umwelt, sondern auch den Bewohnerinnen und Bewohnern, sorgen für ein besseres Mikroklima und wappnen das Lebensumfeld der Menschen für Extremwetterereignisse. Auch in der „Schwammstadt“ des Verbandsmitglieds VIVAWEST sind Versickerungsflächen für hohe und intensive Niederschlagsmengen ein wichtiger Teil der blauen Infrastruktur und die wassersensible Stadtentwicklung der GEBAG in Duisburg passt das Wohnen an die Gegebenheiten an, die der Klimawandel in Flussnähe am Rhein notwendig macht. In diesem Artikel heißt es: Eintauchen in nachhaltige Wasserprojekte, die Städte widerstandsfähiger, Wohnquartiere lebenswerter und das Klima vor Ort besser machen.