Zirkuläres Bauen
- Das Thema
Das Bauen mit gebrauchten Materialien zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Es könnte alles so einfach sein: Die Bauherrin bzw. der Bauherr geht in den Laden um die Ecke und kauft alte Türen, Waschbecken, Treppen oder Fliesen, um sie in ihrem Neubau wiederzuverwenden. Nun, um die Ecke befindet sich der Laden noch nicht, mehr als ein Klick ist er aber auch nicht entfernt. Denn einige Anbieter bieten inzwischen gebrauchte Bauteile zur Wiederverwendung an. Gleichzeitig werden mehr und mehr recycelte Gesteine angeboten, um daraus etwa Recyclingbeton herzustellen, bereits einmal verbautes Material wird also auch hier wiederverwendet. Gewissermaßen Bauen Second Hand.
- Unterwegs
Wie aus einem alten Haus neuer Baustoff wird
Aus einem Haus, dessen Bau Monate gedauert hat, wird innerhalb eines einzigen Tages Bauschutt. Doch aus dem Abfall kann Neues entstehen. Wie das geht, haben wir bei einem Recyclingunternehmen in Bochum verfolgt. Aus dem, was am Morgen noch ein Bungalow war, wird innerhalb von 25 Minuten neuer Baustoff.
- Beispielhaft
Recyclingbeton: Geht mehr als 45 Prozent?
Die städtische GEWOBAU ist gerade mit dem Bau des „KUB“ fertiggeworden. KUB steht für „klimapositiv und barrierefrei“ und bezeichnet ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen in der Mitte der Stadt. Unter wissenschaftlicher Begleitung hat die GEWOBAU im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss vor Ort selbst hergestellten Recyclingbeton verwendet, der in Holzspanstein gefüllt wurde.
- Fachwissen
Ausbauen, einbauen, fertig?
Jedes Gebäude ist ein Rohstofflager, in dem viele Bauteile und Baustoffe vorhanden sind, welche bei einem Abbruch des Gebäudes potenziell auf einer anderen Baustelle wiederverwendet werden können. Potenziell, denn tatsächlich können diese wertvollen Rohstoffe nicht ohne Weiteres wiederverwendet werden. Sie müssen einen aufwendigen Prozess durchlaufen, etwa um die Schadstofffreiheit zu gewährleisten. Und auch die bauaufsichtliche Zulassung geht mit dem Ausbau verloren.
- Außenansicht
Was vom Gebäude übrig bleibt
Wo hört Abfall auf, wo fängt Baustoff an? Barbara Grunewald vom Verband der Bau und Rohstoffindustrie (vero) berichtet, wie aus abgerissenen Gebäuden Recycling-Baustoffe entstehen. Wer schon einmal gebaut hat, weiß: Bauen ist teuer. Denn viele wertvolle Bau- und Rohstoffe stecken in einem Bauwerk. Doch was passiert mit diesen wertvollen Bau- und Rohstoffen, wenn das Bauwerk sein Lebensende erreicht? Das Bauwerk wird abgerissen und der anfallende Bauschutt wird entsorgt. Da hier in der Regel ein Entledigungswille vorliegt, handelt es sich hierbei rein gesetzlich gesehen um Abfall. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz fordert eine möglichst hochwertige Verwertung von Abfällen bei gleichzeitigem Schutz von Mensch und Umwelt. Es sieht folgende Rangfolge bei der Vermeidung und der Abfallbewirtschaftung vor: 1. Vermeidung, 2. Vorbereitung zur Wiederverwendung, 3. Recycling, 4. sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung und 5. Beseitigung.
- Beispielhaft
Wer macht Tempo beim Zirkulären Bauen?
PropTech-Start-ups im Portrait Um die Ressourcenwende in der Bau- und Immobilienwirtschaft voranzutreiben, haben sich eine Reihe von PropTech-Start-ups gegründet, die das Zirkuläre Bauen erleichtern wollen. Die thema-Redaktion nimmt drei Beispiele unter die Lupe: Madaster, Concular und BauKarussell, der erste österreichische Anbieter für den verwertungsorientierten Rückbau. Madaster ist eine globale Online-Plattform mit Ursprung in den Niederlanden mit dem Ziel, den zirkulären Einsatz von Produkten und Materialien in der Bauwirtschaft zu ermöglichen. Mithilfe einer digitalen Plattform können Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer und Unternehmen Daten ihrer Immobilien speichern, verwalten, anreichern und austauschen. Madaster hat den Ansatz, als Teil eines ganzen Ökosystems zu fungieren und eine Schnittstelle für Immobilienwirtschaft, Wissenschaft, Produktherstellern, Recyclingindustrie und anderen digitalen Plattformen zu BIM und Bauprodukten zu bilden. Durch ein zukunftsorientiertes Baudesign sollen die Gebäudeinformationen nicht in Vergessenheit geraten und Bauteile so zurückgebaut werden, dass sie wieder eingesetzt werden können, um CO2 einzusparen und die Abfallwirtschaft zu entlasten.