Weshalb viele Bauträger in die Wohnraumförderung flüchten
Die rheinland-pfälzische Wohnraumförderung erlebt aktuell eine regelrechte Antragsflut. Woran das liegt, zeigt eine Wirtschaftlichkeistberechnung der Quaestio Forschung & Beratung GmbH im Auftrag des rheinland-pfälzischen Bündnisses für Wohnen und Bauen, die auf einer Fachtagung zu Baulandmodellen vorgestellt wurde. Demnach hat sich die Rendite, die mit Wohnraumförderprojekten in Kommunen wie Bad Kreuznach und Bad Neuenahr-Ahrweiler erwirtschaft werden kann zwischen Ende 2021 und 2023 zwar verringert. Aber sie liegt nun höher als die Rendite, die im freien Wohnungsbau erwirtschaft werden kann.
Quaestio verglich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für geförderten und frei finanzierbaren Wohnungsbau zwischen den vierten Quartalen der Jahre 2021 und 2023 in Kommunen der fünften Mietenstufe. Dazu zählen unter anderem Bad Kreuznach und Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zum einen stiegen die Zinsen von einem Prozent auf 3,5 Prozent und die Herstellungskosten für Wohngebäude von 3.200 auf 3.950 Euro pro Quadratmeter (Kostengruppen 300 bis 700) sowie die Bodenwerte. Zum anderen aber erhöhte das Land die Grunddarlehen und die Tilgungszuschüsse in der Wohnraumförderung.
Das Ergebnis der Untersuchung: Während der geförderte Wohnungsbau für geringe Einkommen in den untersuchten Gemeinden Ende 2021 eine Rendite zwischen zwei und sechs Prozent ermöglichte, lag sie Ende 2023 bei höchstens nur noch zwei Prozent. Der frei finanzierte Wohnungsbau erlebte in diesem Zeitraum allerdings ein völliges wirtschaftliches Desaster: Waren Ende 2021 noch mehr als acht Prozent Rendite zu erwirtschaften, lag der Ertrag zwei Jahre später knapp über null Prozent – maximal. Damit stellt es sich derzeit wirtschaftlich attraktiver dar, die Wohnraumförderung in Anspruch zu nehmen, als frei zu finanzieren.
“Und die verbliebene Rendite im freien Wohnungsbau wird noch durch die Inflation aufgezehrt”, so die Schlussfolgerung von Colin Beyer von Quaestio auf der Fachtagung “Baulandmodelle in der Praxis”. Daher wendeten sich viele Bauträger dem Landesprogramm zu. Ob dies aber dauerhaft so bleibt, erscheint zweifelhaft. Gerald Lipka vom Bund Freier Wohnungsunternehmen verwies auf der Tagung auf die stark sinkenden Baugenehmigungszahlen und erklärte, neue Projekten würden kaum noch begonnen.
"Und die verbliebene Rendite im freien Wohnungsbau wird noch durch die Inflation aufgezehrt."
Colin Beyer
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