Wasser und Technik
Regenwasser für die Toilettenspülung? Von dort in den Abwasserkanal, wo ihm die Wärme entzogen wird? Das geht. Um Trinkwasser einzusparen und fossile Energieträger zu ersetzen, wird Wasser auch in der Haustechnik als Element in einem Kreislauf gedacht.
Statt Wasser einfach nur im Kanalnetz abzuleiten, es also im Grunde wie Abfall zu behandeln, kann man es auffangen und nutzen – und so als wertvollen Funktionsträger begreifen. Das ist keine Zukunftsmusik, es wird so bereits praktiziert.
Wasser als Wärmequelle
Die warme Dusche, das abgegossene Nudelwasser oder die Toilettenspülung – das alles mischt sich zu einem Abwasser, das die Haushalte mit einer Durchschnittstemperatur von 25 Grad verlässt. In den unterirdischen Kanälen hat es noch eine Durchschnittstemperatur von rund 10 bis 15 Grad. Ein Wärmetauscher entzieht dem Wasser diese Wärme und leitet sie zu einer Wärmepumpe, die sie für die Heizung des Hauses nutzbar macht. Die Emschergenossenschaft Lippeverband zeigt für das Ruhrgebiet auf einer Karte, wo Abwasserwärme nutzbar ist (https://www.eglv.de/aquathermie2), und hebt dieses Potenzial mit einem 100-prozentigen Tochterunternehmen.
Regen als Wasserquelle
Starker Regen liefert viel mehr Wasser, als in diesem Moment benötigt wird. Warum also nicht einfach sammeln – zum Beispiel in einer Zisterne, einem unterirdischen Wasserspeicher? Der aufs Dach treffende Regen macht sich in diesem System über ein Fallrohr auf den Weg Richtung Erdtank. Filter entziehen dem Wasser dort in einem ersten Schritt groben Schmutz. Der beruhigte Zulauf sorgt für das Absinken von im Regenwasser enthaltenen, feineren Partikeln. Ein Überlaufsiphon mit Skimmereffekt schöpft Verunreinigungen von der Wasseroberfläche ab. Über eine Pumpe kann das so gereinigte Wasser im Haus selbst oder für angeschlossene Grünanlagen bereitgestellt werden und wertvolle Dienste leisten. Das spart Trinkwasser und eine Menge Kosten.
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