Auf gute Nachbarschaft!
Soziale Arbeit im Quartier
Ein heftiger Streit im Treppenhaus: Bello, ein Hund, verrichtet seine Notdurft auf der 5. Etage eines Mehrfamilienhauses. Sein Herrchen, Mieter einer Wohnung im Haus, will das Haus verlassen und macht keine Anstalten, die Pfütze zu beseitigen. Darauf spricht die zufällig entgegenkommende Nachbarin ihn an. Ein kurzer, intensiver Streit, eine üble Beleidigung und das Zweiergespann aus dem ungehobelten Herrchen und dem armen Vierbeiner verlässt das Haus. Kurz darauf kündigt ihm fristlos das vermietende Unternehmen seine Wohnung wegen Beleidigung – und ohne vorherige Abmahnung. Nun bleibt die spannende Frage: Ist diese Kündigung wirksam?
Die rund 35 Teilnehmenden im 54. Treffpunkt Sozialarbeit sind unschlüssig. Ähnliche Fälle kennen Sie, aber haben sehr unterschiedliche Erfahrungen im Umgang. Die Mehrheit stimmt letztlich für „Nicht rechtens“ – und wird von der Auflösung überrascht: Die Beleidigung stellt eine Straftat und eine nachhaltige Störung des Hausfriedens dar, 2019 wurde die fristlose Kündigung in diesem Fall vor dem Amtsgericht Neuruppin als wirksam bestätigt.
Für Detlef Wendt, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, ist dies einer von vielen Fällen, an dem sich das Verhalten von Vermietern und Gerichten gut ablesen lässt. Ob die Haltung von Zwergponys auf dem Balkon, Beleidigungen durch Besucher, überbordende Deko an Wohnungstüren oder Drogenvorräte im Jugendzimmer – es wäre lustiger, wenn nicht alle im Raum ähnliche Fälle bereits erlebt hätten.
Oft hilft nur der Richterspruch
Da Gerichtsverfahren aber meist am Ende von erfolgslosen Vermittlungsversuchen seitens der Vermieter sind, setzten sich die Teilnehmenden gerne mit Prozessen im Vorfeld auseinander. Die Gruppe setzt sich aus Sozialmanagements der Wohnungsunternehmen und -genossenschaften zusammen, am 12. Dezember 2023 kamen zu vielen „alten Hasen“ auch einige neue Gesichter dazu und belebten den Austausch. Als Impulse dazu boten Michael Minuth, Sozialmanager der Allbau GmbH in Essen, und Anne-Katrin Schmidt, Sozialmanagerin der Düsseldorfer Bau- und Spargenossenschaft eG, spannende Einblicke in ihre Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.
Dabei stellten sie Unterschiede in der organisatorischen Eingliederung im Unternehmen zur Diskussion und berichteten von gelungenen wie gescheiterten Vorhaben. In Kleingruppen wurde der Umgang mit psychisch kranken Mietern genauso thematisiert wie die berufliche Ausbildung von Mitarbeitenden in der Abteilung und die Vor- und Nachteile der Vermietung von Gemeinschaftsräumen an Dritte.