Modellquartier für das Wohnen der Zukunft
Carsten Gröning
Seit Januar 2023 ist Carsten Gröning Fachbereichsleiter Zentrale Quartiersentwicklung von VIVAWEST.
Davor war er zehn Jahre verantwortlich für die Leitung verschiedener Kundencenter. Seine aktuell komplexeste Aufgabe ist die ganzheitliche Entwicklung einer typischen Wohnsiedlung der 1950er-Jahre zum Modellquartier: das Projekt „Bergmannsgrün“ in Dortmund-Huckarde.
Das VdW-Mitgliedsunternehmen VIVAWEST Wohnen GmbH entwickelt in Dortmund ein Wohnquartier von grundauf. Energetische Modernisierung, Neubau, die Gestaltung der Freiflächen und ein auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit bedachtes Gesamtkonzept werden hier durch das Wohnungsunternehmen umgesetzt. Im Gastbeitrag von Carsten Gröning, Bereichsleiter Zentrale Quartiersentwicklung erklärt der Experte, was es mit der ganzheitlichen Quartiersentwicklung auf sich hat, auf welchen Ebenen sich diese bewegt und wie es dem Wohnungsunternehmen gelingt, gleich mehrere Ziele des bezahlbaren, klimagerechten und zukunftsfähigen Wohnens im Modellquartier „Bergmannsgrün“ miteinander erfolgreich zu vereinen.
Gastbeitrag von:
Fachbereichsleiter Zentrale Quartiersentwicklung
VIVAWEST Wohnen GmbH
Auf dem knapp ein Hektar großen Grundstück in Köln-Porz, im Bereich Hauptstraße/ Urbacher Weg, direkt westlich der VIVAWEST Klimaschutzsiedlung, entsteht in den kommenden Jahren ein neues Wohnquartier. VIVAWEST wird das Projekt selbst umsetzen und die Mietwohnungen im eigenen Bestand halten.
Das lebenswerte Wohnen steht bei der ganzheitlichen Quartiersentwicklung für uns im Mittelpunkt. Dabei geht es aber um viel mehr als die reine Immobilie. Neben zeitgemäßen Grundrissen, die Lebens- und Wohnraum für unterschiedliche Bevölkerungsschichten bieten, einem guten technischen Standard des Hauses und ökologischen Aspekten der Energieversorgung geht es vor allem um das Zusammenleben: Wir fördern eine aktive, vernetzte Nachbarschaft, schaffen ein attraktives Wohnumfeld, das gemeinschaftlich genutzt werden kann und berücksichtigen dabei Klimathemen und Mobilitätsangebote. Bei einer gut aufgesetzten ganzheitlichen Quartiersentwicklung kommen bei uns auch die Mieterinnen und Mieter zu Wort. Die Menschen im Quartier Bergmannsgrün wurden in verschiedenen Beteiligungsformaten zu ihren Bedürfnissen und Ansprüchen befragt und die Erkenntnisse bei der Planung berücksichtigt.
Jedes Projekt muss individuell betrachtet werden
Eine ganzheitliche Herangehensweise ist immer ein wichtiger Faktor für nachhaltigen Erfolg bei der Quartiersentwicklung. Dabei muss man bei jedem Projekt genau auf die konkreten gegebenen Rahmenbedingungen und die vorgesehenen Maßnahmen schauen. Es macht einen großen Unterschied, ob man sich rein im Rahmen einer Sanierung bzw. Modernisierung bewegt oder ob, wie im Projekt „Bergmannsgrün“, auch der Abbruch und Neubau von Wohnraum zum Tragen kommt. Das hier gegebene Konfliktpotenzial sollte bestenfalls im frühestmöglichen Stadium erkannt und mit den Menschen im Quartier besprochen werden. Dies erfordert eine sehr intensive Vorbereitung und Mitarbeitende mit großem Fingerspitzengefühl im Mieterkontakt. Hier hat unser Team vor Ort im Quartier einen hervorragenden Job gemacht: Für den Großteil der betroffenen Mieterinnen und Mieter konnten wir bereits neue Wohnungen finden.
So ein großes und komplexes Projekt wie „Bergmannsgrün“ kann man als Wohnungsunternehmen nicht allein zum Erfolg führen.
Netzwerkarbeit ist hier das Allerwichtigste. Das gilt auf mehreren Ebenen. Konkret für die Quartiersentwicklung Bergmannsgrün haben wir drei Kooperationsebenen, die wir bespielen.
Kommunikative Ebene
Hier sind wir neben unternehmensinterner Abstimmung mit unseren Dienstleistern in intensivem Austausch mit der Stadt Dortmund, mit dem Träger der neuen Kita und des Quartierscafés, mit der Grünbau gGmbH für die gemeinschaftliche Aktivierung der Bewohnerschaft im Wohnumfeld und mit den IKU Dialoggestaltern, die uns als unabhängige Instanz in der Bewohner- und Anwohnerkommunikation unterstützen und spiegeln. Aber auch mit den Mietervereinen sind wir regelmäßig im Kontakt.
Wissenschaftliche Ebene
Das Projekt „Bergmannsgrün“ wird durch drei wissenschaftliche Reallabore zur Zukunft des Wohnens begleitet. Die Themen werden sein: „Lebensphasenorientierte Wohnmodelle“, „Kommunikation und Dienstleistungen“ sowie „Wohnumfeld/Mobilität“. Hier kooperieren wir mit InWIS Forschung und Beratung, der EBZ Business School, der FH Münster sowie der Bauhaus-Universität Weimar.
Was ist besonders am Quartier Bergmannsgrün?
Das Quartier entspricht architektonisch der Standardbauweise der 1950er-Jahre: Vorherrschend sind eine Zeilenbauweise, nicht hochgeschossig sowie mäßig gestaltete Außenanlagen. Baulich ist das Quartier heute auf einem Standard, der – bis auf die bereits modernisierten Immobilien und eine kleinere Nachverdichtung von 2019 – erneuerungsbedürftig ist.
Wir fühlten uns bei der Standortwahl für unser Projekt bestärkt, als klar war, dass es direkt an einen der geplanten Zukunftsgärten der IGA 2027 grenzt. Die damit verbundene Fragestellung „Wie wollen wir morgen leben?“ haben wir in unsere Quartiersentwicklung aufgenommen und versuchen an vielen Stellen entsprechende Antworten zu geben. Wir planen, das Modellquartier im IGA-Jahr 2027 fertigzustellen. Die veränderten allgemeinwirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen uns allerdings, wie viele andere Wohnungsunternehmen, vor eine große Herausforderung: Gestiegene Kosten, temporär fehlende Verfügbarkeit von Materialien und Fachkräften führen zu Verzögerungen und schwierig zu kalkulierenden Abläufen. Dennoch verläuft das Projekt nach Plan.
„Konkret für die Quartiersentwicklung Bergmannsgrün haben wir drei Kooperationsebenen, die wir bespielen.“