Wärme

- Forum Wärmewende.NRW
Gute Beispiele für die Wärmewende in NRW
Das diesjährige Forum Wärmewende.NRW – eine zentrale Plattform zur Förderung innovativer Ansätze und der Kooperation von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wegweisende Signale und Leuchttürme“. Dabei wurden auch zwei Projekte von VdW-Mitgliedsunternehmen als gute Praxisbeispiele für die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen hervorgehoben. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hob in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung der Wärmewende für den Klimaschutz hervor. Auch in der Podiumsdiskussion, moderiert von Tobias Altehenger, wurde die Rolle der kommunalen Wärmeplanung intensiv diskutiert. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden – darunter Alexander Rychter (VdW Rheinland Westfalen), Dr. Frank Pieper (Stadtwerke Essen) und Dr. Christine Wilcken (Städtetag NRW) – beleuchteten Herausforderungen und Chancen bei der Umsetzung klimaneutraler Wärmeversorgung auf lokaler Ebene.

- "Weil wir keine Zeit mehr haben"
Ein Appell für einen Kurswechsel in der Klimapolitik
Am 14. November 2024 präsentierten der GdW und führende Wissenschaftler der Architektur und Ingenieurwissenschaften, Prof. Elisabeth Endres (TU Braunschweig), Prof. Dr. Manfred Fisch (TU Braunschweig), Prof. Dirk Hebel (KIT), Prof. Dr. Dr. Dr. Werner Sobek (Universität Stuttgart, DGNB) und Prof. Dietmar Walberg (TH Lübeck, ARGE//eV), das Manifest der Initiative „Weil wir keine Zeit mehr haben“. Die zentrale Botschaft: Die bisherige Klimapolitik im Gebäudesektor ist gescheitert. Statt auf Energieeffizienz allein zu setzen, fordert die Initiative einen Paradigmenwechsel hin zu einem Praxispfad der CO₂-Reduktion. Der Gebäudesektor bleibt weit hinter den Klimazielen zurück, die Sanierungsrate im Gebäudesektor bleibt niedrig, während Baukosten steigen. Trotz Investitionen von über 500 Milliarden Euro in Gebäudedämmung und Haustechnik hat sich der Energieverbrauch kaum reduziert.

- Das Thema
Wärme aus dem Maschinenraum
Der Wohnungswirtschaft wird zuweilen unterstellt, sie sei ein schwerer Tanker und nur mühsam zu steuern. Wenn dem so ist, dann muss dieser Tanker ein für seine Verhältnisse ziemlich schnelles Manöver vollziehen: die Wärmewende. Bis 2045 soll das Wohnen klimaneutral werden. Der Kurswechsel wurde auf der politischen Brücke eingeläutet, sie auszuführen obliegt unter anderem den Wohnungsunternehmen und -genossenschaften. Sie schwitzen ganz schön unten im Maschinenraum und versuchen alles, damit das Manöver gelingt. Denn die Startbedingungen für die Wärmewende sind nicht besonders gut: Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft werden 48,3 Prozent aller Wohnungen in Deutschland mit Gas beheizt, 23,4 Prozent mit Öl. Und selbst die Fernwärme, die in 15,2 Prozent aller Wohnungen zum Einsatz kommt, wird laut Bundeswirtschaftsministerium zum größten Teil aus Gas gewonnen, gefolgt von Braun- und Steinkohle.

- Beispielhaft
Voll unter Strom in Unna
Pultdächer und Außenfassade mit Photovoltaik-Modulen versehen, Batteriespeicher im Technikraum, Infrarot-Paneele an der Decke in den Wohnungen: Die Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) setzt auch bei der Wärmeversorgung im Neubau voll auf Strom. Energieautark sein und dabei so wenig Technik wie möglich verwenden: So lautete das Ziel der UKBS in Unna bei ihren fünf Neubauten im Stadtteil Königsborn, die sie Ende 2023 fertiggestellt hat. Es werden beispielsweise keine Wärmepumpen eingesetzt. Die Wärme kommt aus Infrarot-Paneelen an den Decken in den Wohnungen. Der Strom dafür kommt aus einer Photovoltaikanlage, die die Pultdächer komplett und Teile der südlichen Fassade umfasst. Die Solarmodule produzieren bis zu 75 Kilowatt pro Stunde Strom, jedes Haus verfügt über einen 77-Kilowatt-Batteriespeicher. Und auch die dicken Ziegelaußenwände sind wichtig: Sie machen nicht nur ein Wärmedämmverbundsystem überflüssig, sie speichern auch die Wärme in den Wohnungen und geben sie nach und nach wieder ab, wenn die Heizung nicht läuft.

- Draufgeschaut
So hoch ist das Fernwärme-Potenzial in NRW
m Auftrag des Klimaschutzministeriums NRW hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) eine „Potenzialstudie zur zukünftigen Wärmeversorgung in NRW“ erstellt. Hierbei wurde eine regionale Wärmeplanung für NRW erstellt, das Wärmebedarfsmodell grundlegend überarbeitet, die lokalen Potenziale erneuerbarer Wärmeerzeugung ermittelt und Szenarien für die klimaneutrale Wärmeversorgung in NRW beleuchtet. Je nach Gebäudesanierungsquote liegt der ermittelte Raumwärme- und Warmwasserbedarf von NRW bei 123 bis 148 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) im Jahr 2045. Großes Potenzial misst das LANUV vor allem der Geothermie sowie der industriellen Abwärme bei. Aber auch weitere Wärmequellen wie die Oberflächengewässer oder die thermische Nutzung der Abwässer haben ein regional bedeutsames Potenzial. Die hier abgebildete Karte zeigt die Kommunen mit der Menge an Fernwärme in Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2045, falls alle lokalen Wärmequellen wie Abwärme, tiefe Geothermie etc. für Wärmenetze optimal genutzt werden.

- Unterwegs
Auf der Suche nach Wärme
An einem Sommermorgen im Kölner Osten unterbrechen dröhnende Trucks die ländliche Idylle. Diese Vibro-Trucks sind Teil eines Projekts zur Erforschung von Tiefenerdwärme, geleitet von Dr. Tobias Fritschle vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen. Durch das Aussenden von Schallwellen in den Untergrund und deren Reflexionen entsteht ein detailliertes Bild der Gesteinsschichten bis zu fünf Kilometern tief. Ziel ist es, natürliche Hohlräume zu finden, in denen sich Thermalwasser sammeln könnte, um später Geothermiekraftwerke zu errichten, die klimaneutrale Wärme liefern. Die Kommunikation mit der Bevölkerung ist entscheidend. Anwohner werden informiert, um Vorbehalte gegen Geothermie abzubauen. Trotz der Herausforderungen im Genehmigungsprozess zeigt das Projekt vielversprechende Ansätze, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Nach ersten erfolgreichen Bohrungen in NRW blickt Fritschle optimistisch in die Zukunft: „Wenn das erste Geothermiekraftwerk steht, dann folgen schnell weitere.“ So könnten Hunderte Haushalte künftig mit umweltfreundlicher Energie versorgt werden.

- Im Gespräch
Drei Fragen an… Dr. David Wilde
Bis 2045 möchte die hwg eG in Hattingen die von ihr verwalteten 649 Gebäude auf erneuerbare Energiequellen umstellen. Dazu arbeitet sie mit Ingenieurbüros und vor allem mit den örtlichen Energieversorgern und der Stadt zusammen, um festlegen zu können, wo welche Wärmequelle genutzt werden kann. Nicht immer ein leichtes Unterfangen, wie Dr. David Wilde, der Vorstandsvorsitzende der hwg eG, berichtet.

- Wärme- und Energiewende
Wege zum klimaneutralen Wohnen
Das Ziel der sozial orientierten Wohnungswirtschaft lautet klimaneutrales Wohnen – im Neubau und im Gebäudebestand. Das Ziel ist damit klar. Doch der Weg dahin ist vom Ausprobieren geprägt. Zwei Beispiele aus der Praxis, vor Ort in Werdohl und Unna.

- Wärmeplanung
Gute Datenlage in NRW
Das Wärmeplanungsgesetz befindet sich in den letzten Zügen und soll zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Es sieht vor, dass Kommunen mit mehr 100.000 Einwohnern bis 30. Juni 2026 und kleinere Kommunen bis 30. Juni 2028 kommunale Wärmepläne ausarbeiten sollen, die ausweisen, wo künftig welche Energieträger für die Wärmeversorgung verfügbar sind. Für die Kommunen sind damit erhebliche Herausforderungen verbunden. Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben allerdings den Vorteil, dass sie bei der Bestandsaufnahme auf Daten zurückgreifen können, die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sowie vom Geologischen Dienst zur Verfügung gestellt werden.