Pressemitteilung
NRW-Wohnungswirtschaft zu Baufertigstellungen: „keine weiteren Belastungen des Wohnungsbaus möglich“
In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr 47.354 (2021: 49.546) neue Wohnungen, einschließlich Umbaumaßnamen, fertiggestellt worden. Das teilte das Statistische Landesamt IT.NRW mit. Während vor allem bei Einfamilienhäusern ein signifikanter Rückgang bei den Baufertigstellungen zu beobachten ist (-6,2 Prozent), blieb die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen bei Wohngebäuden mit zwei Wohnungen nahezu auf Vorjahresniveau. Die Zahl der neuen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sank im Jahr 2022 hingegen leicht um 1,7 Prozent auf 26.461.
Dazu erklärt Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen:
„Nach zwei eher stärkeren Jahren mit fast 50.000 Baufertigstellungen jährlich sind die Neubauzahlen in Nordrhein-Westfalen insgesamt gesunken. Ursächlich dafür sind die zyklischen Schwankungen im Mehrjahresvergleich. Die 2022 fertiggestellten Wohnungen sind noch unter vollkommen anderen Rahmenbedingungen geplant und gebaut worden, als wir sie heute haben. Die aktuelle Lage wird sich erst in den kommenden Jahren abbilden, wenn die Folgen der zahlreichen Stornierungen zum Tragen kommen. Wir werden einen signifikanten Einbruch der Baufertigstellungszahlen erleben. Neben den hohen Baukosten, den steigenden Zinsen und der Verunsicherung in der Energieversorgung verträgt die Baukonjunktur keine weiteren Belastungen mehr.
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft hat in den letzten Jahren viel gebaut – und auch 2022 ihre Planungen nicht komplett auf Eis gelegt: Die Zahl der genehmigten Wohnungen in neu errichteten Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohnungen, in denen vor allem Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen wohnen, stieg zuletzt um 1,6 Prozent auf 34.305. Jetzt muss es gelingen, diese Bauvorhaben auch umzusetzen. Und das wird immer schwieriger, denn aktuell stehen die Zeichen für bezahlbaren Wohnungsneubau denkbar schlecht: Seit Monaten wird die sozial orientierte Wohnungswirtschaft mit massiven Preisentwicklungen konfrontiert. Die Bau- und Materialkosten steigen immer weiter, die Zinsen ebenfalls. Hinzu kommen Lieferengpässe und fehlende Handwerkskapazitäten. Auch die schlechteren Förderbedingungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zeigen Auswirkungen. Kaum freie Grundstücke und die gestiegenen energetischen Anforderungen an Gebäude hemmen den bezahlbaren Mietwohnungsneubau.
Unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen wird der Neubau bezahlbarer und energetisch zukunftsfähiger Wohnungen zurückgehen. Die bundesweiten Neubauzahlen für 2022 liegen erwartungsgemäß erneut unter 300.000. Damit entfernen wir uns vom eigentlichen Neubaubedarf immer weiter – und das auch vor dem Hintergrund des anhaltenden Zuzugs nach Deutschland. Die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen, im Neubau ist es ihnen aber derzeit wirtschaftlich kaum möglich.“