thema der Wohnungswirtschaft
N°1 – Der perfekte Sturm

Energiepolitische Positionen

Fünf Positionen zur Energie­wende im Quartier

Die Klimaziele zu erreichen und bis 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu ermöglichen, ist eine enorme Aufgabe, der sich die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen stellen. Doch damit sie gleichzeitig weiterhin bezahlbare Wohnungen schaffen und bewirtschaften können, benötigen sie die richtigen Rahmenbedingungen.

Um bei der Aufwendung dieser Mittel ihrer Kernaufgabe, der Bereitstellung und Bewirtschaftung bezahlbaren Wohnraums, weiter nachkommen zu können, benötigen die Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Denn durch immer strengere Standards, wie sie aktuell durch den neuen GEG-Entwurf und die stark debattierte Gebäudeeffizienzrichtlinie der EU geplant sind, kann ein klimaneutraler Gebäudebestand angesichts von Baukostensteigerung, Zinswende, Fachkräftemangel und Materialknappheit in der Breite nicht bis 2045 erreicht werden.

Stattdessen ist es erforderlich, die Wege hin zum klimaneutralen Gebäudebestand frei und technologieoffen zu gestalten, sie durch die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu flankieren und Hemmnisse abzubauen. Der VdW Rheinland Westfalen hat dazu fünf Positionen aufgestellt, die auf einen nachhaltigen, klimagerechten und langfristig bezahlbaren Wohnungsbestand abzielen und die Energiewende in die Wohnquartiere bringen.

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Abkehr von Effizienzklassen und Fokussieren auf tatsächliche CO₂-Emissionen

Abkehr von Effizienzklassen und Fokussieren auf tatsächliche CO₂-Emissionen

Steigende Effizienzhausstandards bedeuten höheren Materialaufwand und somit höhere Investitionskosten. Je weiter aber die Standards steigen, desto geringer ist die damit verbundene CO2-Reduktion des Gebäudes. Hingegen spielen bei steigendem Standard die Energiequelle und das Nutzerverhalten eine immer größere Rolle. Der aktuell geltende Standard EH 55 bindet pro Gebäude erhebliche finanzielle Ressourcen, wodurch eine Modernisierung des wohnungswirtschaftlichen Gebäudebestands in der Breite, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Baustoffpreise, ohne erhebliche Mietererhöhungen nicht möglich ist. Diese gilt es, wo möglich, zu vermeiden. Klimaneutralität im Gebäudebestand kann wesentlich effektiver erreicht werden, wenn ein angemessener Effizienzstandard (EH 85) umgesetzt und gleichzeitig die traditionelle Wärmeversorgung durch erneuerbare Energieträger, wie etwa Wärmepumpen, ersetzt wird.

Daher setzt sich der VdW Rheinland Westfalen dafür ein, bei der Entwicklung politischer Vorgaben den Blick auf die tatsächlichen CO2-Emissionen eines Gebäudes zu richten, statt immer strengere Effizienzstandards zu fordern. Zudem müssen die Förderprogramme entsprechend ausgestaltet werden: Wenn die Minderung von CO2-Emissionen das Ziel ist, muss darauf auch die Förderung abzielen – und nicht auf die Einsparung von Energie. Nur so lassen sich die ambitionierten Klimaziele für den gesamten Gebäudebestand erreichen.

Erneuerbare Energien ausbauen und Mieterstrom verbessern

Erneuerbare Energieversorgung ist die Grundlage für einen klimaneutralen Gebäudebestand. Durch die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr wird der Strombedarf weiter ansteigen, daher muss eine nachhaltige Energieversorgung dringend weiter ausgebaut werden.

Die Wohnungswirtschaft ist dabei ein wichtiger Partner, denn sie kann Abnehmer und Produzent zugleich sein. Durch dezentrale, klimafreundliche Stromerzeugung im Quartier, mittels Photovoltaikanlagen und Kraft-Wärme-Kopplung, können Wohnungsunternehmen und -genossenschaften bei der Deckung des wachsenden Strombedarfs unterstützen. Indem der Strom über Mieterstromkonzepte direkt im Gebäude oder Quartier verbraucht wird, können zudem Netzinfrastrukturen entlastet werden und die Mieterschaft leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Voraussetzung dafür ist ein attraktives, unbürokratisches Mieterstrommodell. Aktuell wird Mieterstrom nur von wenigen Wohnungsunternehmen und -genossenschaften direkt angeboten, da sie dadurch die Voraussetzungen eines Energieversorgers erfüllen müssen, die mit erheblichem zusätzlichem bürokratischem und energierechtlichem Aufwand einhergehen. Die Rahmenbedingungen für Mieterstrom müssen daher verbessert und vereinfacht sowie bürokratische und energierechtliche Hürden abgebaut werden, um eine dezentrale, klimafreundliche Stromversorgung im Quartier zu ermöglichen.

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Erneuerbare Energien ausbauen und Mieterstrom verbessern

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Kommunale Wärmeplanung schnell und effektiv umsetzen

Kommunale Wärmeplanung schnell und effektiv umsetzen

Durch eine Kommunale Wärmeplanung wird aufgezeigt, wo Wärmeversorgung künftig über zentrale Fern- und Nahwärmenetze erfolgt und wo vor Ort mit dezentralen Lösungen gearbeitet werden muss. Damit ist die Kommunale Wärmeplanung eine wichtige Grundlage für eine klimafreundliche Quartiersentwicklung und für nachhaltige Investitionsentscheidungen bei der Modernisierung von Gebäuden. Um mit Blick auf die Klimaziele für den Gebäudesektor und die sehr kurzen Umsetzungsfristen beim Umstieg auf erneuerbare Energien im Gebäudeenergiegesetz langfristige Planungssicherheit für Wohnungswirtschaft und Kommunen sicherzustellen, muss die Kommunale Wärmeplanung schnellstmöglich flächendeckend umgesetzt werden. 

Serielles Bauen und Sanieren stärker in den Fokus nehmen

Beim Seriellen Bauen und Sanieren geht es darum, Planungs- und Bauprozesse möglichst effizient zu gestalten. Indem die Planung durch digitale Prozesse unterstützt wird und Bauteile, wie Fassaden, in Form von Modulen in Fabriken vorgefertigt und auf der Baustelle einfach zusammengesetzt werden, können Baukosten gesenkt, Materialressourcen gespart und dem Fachkräftemangel begegnet werden. Derzeit befindet sich Serielles Sanieren noch in der Pilotphase, weshalb Projekte von diesen Effizienzsteigerungen noch nicht vollumfänglich profitieren. Denn bisher gibt es nur wenige spezialisierte Anbieter und die Prozesse müssen weiter optimiert werden. Um Serielles Bauen und Sanieren in die Breite zu bringen, müssen entsprechende Maßnahmen und Innovationen daher weiter erforscht und gefördert werden.

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Serielles Bauen und Sanieren stärker in den Fokus nehmen

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Quartiere ganzheitlich
und sektorübergreifend betrachten

Quartiere ganzheitlich und sektorübergreifend betrachten

Quartiersansätze fördern energetische Sanierungen und ermöglichen bzw. unterstützen eine dezentrale gebäudeübergreifende Wärmeversorgung. Das Quartier wird als zentrale Lösungsebene betrachtet, um die notwendigen integrierten, sektorenübergreifenden und technologieoffenen Herangehensweisen zu konzipieren und umzusetzen. Auf Quartiersebene lassen sich individuelle Maßnahmen bestmöglich bündeln bzw. abstimmen sowie die für Klimaschutz, Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit optimalen Investitionen auswählen. Hierzu bedarf es der Kooperation von Wohnungswirtschaft, Kommunen, Energiewirtschaft und Mobilitätsdienstleistern auf Augenhöhe. Die Politik muss bei der Erarbeitung rechtlicher Rahmenbedingungen und der Gestaltung von Förderprogrammen Themen quartiers- und sektorübergreifend betrachten, um die Umsetzung entsprechender Maßnahmen optimal zu unterstützen.

Positionspapier

Elektromobilität: Positionen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur

Kontakt

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Lena Weinert
Referentin für Nachhaltigkeit, Klima, Mobilität und Digitalisierung
Tel.: 0211 16998 68