Baustoff mit Tradition und Zukunft
In den letzten Jahren gewann der Holzbau stetig an Bedeutung, wenn es um die Themen klimafreundliche, serielle und ökologische Bauweise geht. Doch kann der Holzbau Antworten auf die derzeitigen Problematiken in der sozial orientierten Wohnungswirtschaft im Hinblick auf den Neubau von bezahlbaren Wohnungen und im Klimaschutz liefern?
Das Bauen mit Holz wird im Wohnungsbau zunehmend wichtiger, nicht nur wenn es um das ökologisch nachhaltige Bauen geht, auch das serielle Bauen in Holztafel- oder Holzmodulbauweise gewinnt aufgrund seiner Schnelligkeit an Bedeutung. Mit dieser Schnelligkeit sollte auch auf die Wohnungsknappheit in Deutschland reagiert werden.
Holzbau schwer gemacht
Thema Brandschutz: Holz brennt. Aber wie man an den verkohlten Baumstämmen bei der Berichterstattung über Waldbrände sieht, brennt Holz nicht komplett ab. Auf der abgebrannten Holzschicht von zwei bis drei Zentimetern bildet sich eine Kohleschicht, ein natürlicher, hochwirksamer Brandschutz. Wissenschaftliche Studien und Nachweise haben diesen Effekt bei der Verbrennung auch schon umfänglich bestätigt.
Und obwohl sich die Wissenschaft mit dem Thema Holz und Brandschutz auseinandergesetzt und auf viele Aspekte aufmerksam gemacht hat, um die Vorgaben und Auflagen des Holzbauens zu vereinfachen: Darauf wurde noch nicht ausreichend eingegangen und so unterliegt der Holzbau weiterhin höheren Anforderungen an den Brandschutz als die konventionelle Bauweise. Das zeigt sich vor allem daran, dass die Holzbauweise als einzige Bauweise eine Musterbauordnung hat – die Muster-Holzbaurichtline, kurz MHolzBauRL.
Überspitzt formuliert: In Deutschland kann man mit Holz bauen, man darf das Holz aber nicht sehen. Nur durch aufwendige und kostentreibende zusätzliche Brandschutzmaßnahmen – Beplankungen mit Gipskarton – kann der Holzbau die hohen Brandschutzauflagen erfüllen.
Dem ressourcenschonendem und CO₂-reduziertem Bauen kommt man so jedenfalls nicht viel näher. So kommen auf ca. 160 kg Holz je m² Nutzfläche ca. 120 kg Gipsbaustoffe und ca. 100 kg Beton bei konsequenter Anwendung der Muster-Holzbaurichtlinie.
Natürlich können Holzelemente sichtbar sein, diese Vollholzträger und Vollholzstützen müssen jedoch so überdimensioniert werden, dass diese die Brandschutzanforderungen erfüllen. In den meisten Fällen ist dann die Umsetzung in Stahl oder Stahlbeton wirtschaftlicher.
Holz als Problemlöser
Holz ist ein sehr leistungsfähiger Baustoff, der ökologisch und klimafreundlich ist und vielfältig eingesetzt werden kann. Ein Kubikmeter Holz speichert ca. eine Tonne CO₂.
In der Lebenszyklusbetrachtung kann Holz ohne großen technischen und energetischen Aufwand wieder-verwendet oder recycelt werden. Im Bereich der Vorfertigung hat der Holzbau entscheidende Vorteile. Die Produktion erfolgt in hoher Qualität mit Toleranzen im Millimeterbereich unter optimalen Prozessbe-dingungen. Nur die Montage der „just in time“ gelieferten Fertigbauteile erfolgt auf der Baustelle.
Dadurch können Projekte effizient umgesetzt und dadurch die negativen Begleiterscheinungen der Baustelleneinrichtung, von Baustellenmüll und Baustellenlärm erheblich reduziert werden. Je nach Bauweise – Modul- oder Tafelbauweise – und Grad der Vorfertigung kann die reine Bauzeit um mindestens sechs Monate gegenüber der kon-ventionellen Massivbauweise verkürzt werden.
Ein weiterer Vorteil von Holz ist seine hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht. Dadurch können Aufstockungen von bestehenden Wohngebäuden und Nachverdichtungen in urbanen Wohn- und Stadtquartieren im qualitativen Maße einfacher und kostengünstiger umgesetzt und vor allem erst möglich gemacht werden.
Technisch möglich, aber mit Auflagen verbunden
Holz kann also einen wesentlichen und entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krise im Neubau von Wohnungen, vor allem von bezahlbaren Wohnungen, liefern. Besonders in den Punkten Klimaschutz, CO₂-Speicherung und -Einsparung, serielles Bauen, Nachverdichtung und Aufstockung.
Um die Potentiale des Bauens mit Holz voll ausschöpfen zu können, sind wohnungspolitische und bürokratische Erleichterungen unausweichlich. Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie Erfahrungs-werten aus anderen Ländern stellt die Überarbeitung und Anpassung der Muster-Holzbaurichtlinie eine
entscheidende Stellschraube dar.
Die Auflagen und Verordnungen sollten erheblich reduziert und das Baugenehmigungsverfahren von grundauf vereinfacht werden. Nur wenn diese politischen Maßnahmen ergriffen werden, kann die sozial orientierte Wohnungswirtschaft bezahlbare und klimagerechte Wohnungen schaffen und somit der Wohnungs-knappheit effektiv entgegenwirken.
Ein möglicherweise richtungsweisender Schritt
hin zu den angepeilten 400.000 Wohnungen pro Jahr, die in immer weitere Ferne rücken.