Hoch hinaus! Aber wie?
Es gibt Potentiale, die in Deutschland kaum genutzt werden: Eingeschossige Supermärkte mit Parkplatzflächen, Garagenanlagen, Park and Ride-Parkplätze, zwei- bis dreigeschossige Wohnanlagen aus den 1950er- bis 1990er Jahren, leerstehende Büro- und Verwaltungsgebäude. Wie kann man mit solchen Gebäudetypen umgehen, um die Anzahl verfügbarer Wohnungen zu erhöhen?
Durch Aufstockungen könnten neue Wohnungen entstehen, ohne neue Flächen in Anspruch zu nehmen. Die Kosten für den Erwerb von neuem Bauland und die anschließenden Baukosten könnten auch in die Aufstockung und energetische Modernisierung der Bestände investiert werden. Allein durch das Potential der Aufstockung, könnten laut einer Pestel-Studie in der Gesamtheit, je nach Gebäudetypologie, bis zu 1,5 Mio. Wohnungen in Deutschland gebaut werden.
Das Hybrid-Seminar „Aufstockungen in Holzbauweise“ stellte eine Methode vor, die mit dem traditionellen, nachwachsenden und klimagerechten Baustoff Holz eine nachhaltige Option bietet. Die Teilnahme war für Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften des VdW Rheinland Westfalen kostenlos.
Traditionell, nachwachsend, bezahlbar?
Der Baustoff Holz bietet gute Voraussetzungen für Aufstockungen aufgrund seines günstigen Verhältnisses von Eigengewicht zu Tragvermögen. Durch die serielle Fertigung von Holztafelelementen und Holzmodulen können Aufstockungen in wenigen Wochen fertig gestellt werden. Dies spart an Baustelleneinrichtungen, reduziert den Baustellenmüll und -lärm wesentlich.
Vor allem in urbanen Räumen, wo der Raum stark begrenzt ist, ist das ein erheblicher Vorteil. In Holzbauweise kann ein wichtiger Beitrag für ökologisches und klimagerechtes Bauen geleistet werden. In einem Kubikmeter Holz wird eine Tonne CO₂ gespeichert. Die hygroskopische Eigenschaft von Holz gibt Feuchtigkeit an die Umgebung ab, aber nimmt diese auch auf. Dies fördert ein gesundes Raumklima und reduziert Schimmelbildungen. In größerem Umfang kann dies ebenfalls auch positive Auswirkungen auf das Mikroklima in einem Wohnquartier haben, vor allem wenn die Dächer zusätzlich noch begrünt werden.
Eine Aufstockung hat auch energetisch positive Effekte. Bei den alten Wohngebäuden ist das Dach häufig nicht energetisch isoliert und auch an den Wänden fehlt häufig eine Wärmedämmung. Mit einer Überbauung der obersten Geschossdecke kann der Energiebedarf erheblich reduziert werden, für die obersten Wohneinheiten sogar bis zu 50%. Eine Aufstockung kann mit den anstehenden energetischen Sanierungsmaßnahmen kombiniert und in Teilen gegensubventioniert werden.
Technisch ist die Umsetzung kein Problem, wenn bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden soll, dann ist es wirtschaftlich nicht umsetzbar. Bauordnungs- und bauplanungsrechtliche Erleichterungen sowie Förderungen für Aufstockung in Holzbauweise, bzw. Förderungen für Vermeidung von zusätzlich versiegelten Flächen, könnten der Aufstockung die nötige Attraktivität verleihen.