thema der Wohnungswirtschaft
N°1 – Der perfekte Sturm

Der NRW-Landesstand war immer wieder gut besucht, viele Menschen interessierten sich für die aktuellen wohnungspolitischen und wohnungswirtschaftlich n Themen
Quelle: VdW Rheinland Westfalen

EXPO REAL 2023: Wege zu mehr bezahlbaren Wohnungen

Am 4. Oktober 2023 war es wieder so weit: 1.810 Haupt- und Mitaussteller aus 36 Ländern, sieben Messehallen, 17 Ausstellungsbereiche mit Akteuren aus Finanzierung, Entwicklung, Investition und Dienstleistung für Immobilien, Wirtschaftsregionen aus dem In- und Ausland, Politikerinnen und Politiker, Verbände, Medien, Anbieter von digitalen Lösungen und weitere Akteure kamen nach München zur EXPO REAL 2023. Für die Positionen der sozial orientierten Wohnungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz war der VdW Rheinland Westfalen als Aussteller vor Ort.

Viele Gespräche rund um die Dekarbonisierung und Transformation des Wohnungsbestandes

Gemeinsam mit den Standpartnern von der Architektenkammer NRW, der landeseigenen NRW.BANK, NRW.URBAN, NRW.GlobalBusiness und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen bildete der Verband den NRW-Landesstand, an dem zahlreiche Messebesucherinnen und -besucher interessiert den wohnungspolitischen Gesprächen zuhörten.

Die wohnungspolitischen Talks der drei Messetage bewegten sich vor allem entlang wichtiger aktueller Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Bezahlbarkeit, aber auch Digitalisierung und Innovation im Bereich Bauen und Wohnen.

Quelle: VdW Rheinland Westfalen
Quelle: VdW Rheinland Westfalen

Mit mehr Holz zu mehr bezahlbaren und klimagerechten Wohnungen?

Der erste Talk des VdW Rheinland Westfalen beschäftigte sich mit den Potentialen des Baustoffes Holz für den bezahlbaren und klimagerechten Wohnungsbau. Unter Moderation von Prof. Dr. Daniel Kaltenofen diskutierte Verbandsdirektor Alexander Rychter gemeinsam mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach, Eva Weiß, Geschäftsführerin der Buwog Bauträger GmbH, und der Geschäftsführerin der Koalition für Holzbau, Sun Jensch,
die Vorteile und Herausforderungen bei der Nutzung des Baustoffes sowie vor allem die noch bestehenden ordnungsrechtlichen Hemmnisse und deren Auswirkung auf die Baukosten.

Eva Weiß berichtete von den Vorteilen des Baustoffes im Rahmen der Projektentwicklungen der Buwog, vor allem mit Blick auf die CO2-Gesamtbilanz der Gebäude sowie der guten Materialverfügbarkeit, des Vorfertigungsgrades und nicht zuletzt auch des positiven Raumgefühls in den Gebäuden.

Wohl aber benötigt der Holzbau Anpassungen in den Planungs- und Bauprozessen. Sun Jensch verwies auf eine kürzlich fertiggestellte Marktstudie, nach der die Holzbauquote derzeit mit 2,5 Prozent sehr gering sei. Gerade NRW als waldreiches Land hat noch große Ausbaupotentiale, hier schlagen im Wohnungsbau aber vor allem die höheren Kosten u.a. für den Brandschutz zu Buche.

Holz darf verbaut werden, soll aber nicht sichtbar sein. Eine Anpassung der bestehenden Musterholzbauverordnung würde hier die Attraktivität für Bauherren enorm steigern. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach verwies auf die aktuellen Anpassungen im Bereich der Landesbauordnung, welche den Einsatz von Holz vereinfachen wird und die Möglichkeit der Förderung von Holzgebäuden im Rahmen der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes NRW.


Alexander Rychter betonte die Notwendigkeit der Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften schnell bezahlbaren und klimagerechten Wohnraum zu schaffen. Holzgebäude können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen sind grundsätzlich angemessen gestaltet, es muss aber weiterhin über die normativen Kostentreiber diskutiert werden, mit dem Ziel, diese zu verringern und das volle Potential von Holz für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen auzuschöpfen.

Dekarbonisierung und Klimaschutz in Serie

Auf die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften kommen bis zur Klimaneutralität im Jahr 2045 enorme Investitionen für Bestandsmaßnahmen zu. Die notwendigen Modernisierungsquoten lassen sich nur durch effizientere und effektive Methoden erreichen, mit den konventionellen Methoden wird es schwierig.

Deshalb wurde am NRW-Stand das Thema der seriellen Sanierung von VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter, dem Geschäftsführer des Unternehmenes Renowate, Andreas Miltz, Uwe Bigalke als Teamleiter der Deutschen Energie-Agentur (dena) und Norbert Riffel, Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen GmbH, dem kommunalen Wohnungsunternehmen Bochums, die bereits Erfahrungen mit dem Ansatz sammeln konnten, aufgegriffen und diskutiert.

Im Mittelpunkt des Talks standen die konkreten operativen Erfahrungen zur Weiterentwicklung des Ansatzes und die Möglichkeiten der großmaßstäblichen Anwendung, auch bei unterschiedlichen Gebäudetypen. Gerade die Digitalisierung des Verfahrens samt Vermessung und Produktion birgt Effizienzvorteile im Vergleich zum üblichen Verfahren energetischer Modernisierungen. Einstimmig gelobt wurden die angepassten
Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene.


Jetzt kommt es darauf an, den Ansatz weiter in die Breite zu tragen und den Klimaschutz durch das serielle Sanieren
auch wirklich in Serie zu bringen. Hier spielt Holz als nachhaltiger und vielseitig einsetzbarer Baustoff eine wichtige Rolle.

Quelle: VdW Rheinland Westfalen

Wohnungswirtschaft erstmals auf dem rheinland-pfälzischen Stand vertreten

Zum ersten Mal hat sich die rheinland-pfälzische Wohnungswirtschaft an dem Stand des Landes Rheinland-Pfalz auf der Expo Real beteiligt. Der Stand wird federführend vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und der Investitions- und Strukturbank Rheinland- Pfalz getragen. Ein zentrales Thema auf dem Stand war die Neuplanung eines gesamten Stadtquartiers in Neuwied, zu dem VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter an einer Diskussionsrunde teilnahm.

2016 wurde in Neuwied die gesamte Metallproduktion im ehemaligen Rasselsteinwerk aufgegeben, der Standort von
Thyssen-Krupp geschlossen. Gekauft wurde die Fläche von der türkischen Asas-Gruppe, die neben moderner Industrie auch bis zu 1700 Wohnungen auf dem insgesamt etwa 88 Hektar großen Gelände entstehen lassen will. Mit neuer Mobilität, klimaschonender Energieversorgung und kurzen Wegen.

Welche Rolle die sozial orientierte Wohnungswirtschaft bei der Stadtentwicklung spielen kann und welche dabei die Wohnraumförderung, war Gegenstand des Statements von VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter beim Talk zum Neuwieder Rasselsteinquartier. Rychter stellte abschließend fest: „Auch aus Sicht der Wohnungswirtschaft hat dieses neue Quartier ein Riesenpotenzial für Neuwied.“

Die Logo-Partnerschaft auf dem Stand, firmierend als „rheinland-pfälzische Wohnungswirtschaft“, wurde vom VdW Rheinland Westfalen gemeinsam mit dem VdW südwest eingegangen.

VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter (l.) am Modell des Rasselsteinquartiers im Gespräch mit dem Neuwieder Oberbürger Jan Einig
Quelle: VdW Rheinland Westfalen
Quelle: VdW Rheinland Westfalen
Am Career Day, dem dritten Tag der EXPO REAL, standen die Perspektiven der sozial orientierten Wohnungswirtschaft für ausgebildete Fachkräfte und ambitionierte Nachwuchskräfte im Rampenlicht

Fachkräfte für das Wohnen der Zukunft schon heute finden

Der dritte Tag der EXPO REAL 2023 stand im Zeichen des „Career Day“: Die Branche nutzte die Möglichkeit und informierte rund um die verschiedenen Berufsbilder und Tätigkeiten in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist ein attraktiver Arbeitgeber für ausgebildete Fachkräfte, aber auch für junge Nachwuchskräfte, die sich für das Wohnen von morgen
interessieren und sich bei den großen Herausforderungen,
welche die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften in den nächsten beiden Dekaden bewältigen wollen, aktiv als Gestalterinnen und Gestalter einbringen möchten.

Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig – eben wie die Prozesse, die rund um den komplexen Bereich „Bauen und Wohnen“ kreisen. Ob bei der Planung eines neuen Wohnquartiers, der Modernisierung von bestehenden Wohngebäuden, dem gesamten Themenkomplex der Klimaneutralität bis hin zum Sozialmanagement und dem direkten Kontakt zu Mieterinnen und Mietern – die Verbandsmitglieder haben einiges zu bieten, wenn es um die Ausbildung von Fachleuten für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen geht.

München 2023: Was bleibt?

Dekarbonisierung, serielle Sanierung und modulare Bauweise, Digitalisierung und Automatisierung im Neubau und Bestand – die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sowie die vielen Unternehmen, Verbände und Institutionen an den Ausstellerständen konnten in einer herausfordernden Phase für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen
einerseits neue Eindrücke zu Innovationen im Bereich Bauen und Wohnen mitnehmen, aber auch im direkten Gespräch mit politischen Akteuren und Vertretenden aufzeigen
und diskutieren, wie der Wohnungsbau wieder vorankommen kann.