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Bezahlbares Wohnen

Der Schlüssel liegt vor Ort

Wohnen ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein soziales Gut, das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt eine tragende Rolle spielt. Soziales Vermieten bedeutet, dass Wohnen bezahlbar, klimagerecht und generationengerecht zugleich ist. Und Kommunen haben großen Einfluss darauf, dies zu ermöglichen. 

Den Städten und Gemeinden kommt eine Schlüsselrolle für effizientes Bauen und bezahlbares Wohnen zu. Sie können Treiber bei der Schaffung bezahlbarer Wohnungen sein, wenn sie beispielsweise anstatt Maximalforderungen in Bauleitplanungen festzuschreiben, pragmatisch handeln, für gute Lösungen mit der sozialorientierten Wohnungswirtschaft zusammenarbeiten und auf digitale und innovative Verfahren setzen.

Kommunen müssen sich klar zum Wohnungsbau als prioritäre Aufgabe bekennen und diesen entsprechend fördern. Wie das geht, haben wir in unseren Positionspapieren zur Kommunalwahl 2025 zusammengefasst. Kommunalpolitisches Handeln kann bezahlbares Wohnen ermöglichen – oder es verhindern.

Bei Vorgaben und Vergaben soziale Mieten im Blick behalten

Wohnungsunternehmen und -genossenschaften sichern Wohnraum und tragen zur Quartiersentwicklung bei. Sie sehen sich dabei als ganzheitliche Akteure vor Ort, die die soziale Infrastruktur, Mobilität und Klimaanpassung mittragen. Doch steigende Bau- und Modernisierungskosten, sowie fehlende bezahlbare Baugrundstücke, schränken ihren Handlungsspielraum ein.

Um überhaupt noch bezahlbare Wohnungen zu errichten und zu bewirtschaften, müssen städtebauliche Ansprüche wie Mobilitätskonzepte, Erschließung, soziale Infrastruktur und Klimaanpassung nicht nur ökologisch und sozial, sondern auch gesamtheitlich und wirtschaftlich betrachtet werden. Darüber hinaus hemmen fehlendes oder zu teures Bauland ebenso wie eng ausgelegte Baurechtsbestimmungen den Bau neuer Wohnungen. Wir rufen Kommunen daher dazu auf, Flächen bereitzustellen, Infrastruktur auszubauen und Bauvorgaben zu flexibilisieren, damit tragfähige Lösungen für nachhaltige Quartiere möglich sind.

Die zunehmende Dauer und Komplexität der Genehmigungsverfahren sowie der Rückgang der Baugenehmigungen sind alarmierende Signale für das bezahlbare Bauen und Wohnen. Den Kommunen kommt eine Schlüsselrolle zu, diesen Trend umzukehren. Wenn in ihren Verwaltungen allerdings Personalmangel und eingeschränktes Engagement in der Bau- und Baulandentwicklung herrschen, werden sie zum Flaschenhals für bezahlbares Wohnen.

Wohnungsunternehmen und -genossenschaften müssen ihre Bestände bis 2045 klimaneutral gestalten und die Wärmeversorgung in ihren Gebäuden auf erneuerbare Energien umstellen. Das stellt die sozial orientierte Wohnungswirtschaft angesichts gestiegener Bau- und Materialkosten, unsicherer Gesetzgebung und bürokratischer Vorschriften vor enorme Herausforderungen. Hinzu kommt, dass es noch keine Klarheit über potenzielle klimaneutrale Wärmelösungen für die eigenen Wohnungsbestände gibt. Das Ziel muss sein, Wohnungen mit klimaneutraler Wärme zu versorgen und dabei das Wohnen bezahlbar zu halten. Die Voraussetzungen dafür werden auch auf kommunaler Ebene geschaffen: durch eine effektive kommunale Wärmeplanung und die Transformation der Wärmeversorgung vor Ort.

Die Nachfrage nach guten und bezahlbaren Wohnungen ist in vielen Städten und Gemeinden weiterhin hoch. Besonders ältere oder körperliche eingeschränkte Menschen, große Familien oder sozial benachteiligte Haushalte sind auf angespannten, aber auch wie auf entspannten Wohnungsmärkten auf gute und bezahlbare Wohnungen in lebenswerten und zukunftsfähigen Quartieren angewiesen.

Die Wohnraumförderung ist ein zentrales Instrument, um diesen Menschen zu helfen – rund 50 Prozent der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen hätte Anspruch auf eine geförderte und damit mietpreisreduzierte Wohnung. Der Bau und die Vermietung von bezahlbaren Wohnungen ist der Grundauftrag unserer Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften. Sie engagieren sich verlässlich im Bereich des geförderten Wohnraums. Sie bewirtschaften mit langjähriger Erfahrung rund 50 Prozent der geförderten Wohnungen in NRW und bauen Wohnungen für Jung und Alt, barrierefrei und klimagerecht.

Damit dies auch in Zukunft gelingt, ist von zentraler Bedeutung, dass die durch die öffentlichen Mittel geförderten Sanierungen und Neubauten auch wirtschaftlich umsetzbar sind. Die Rahmenbedingungen dafür werden auf der Ebene des Landes verhandelt. Die Städte und Gemeinden müssen aber bei der Anwendung der Förderinstrumente eine aktive Rolle spielen und können durch eine aktive Förderstrategie wesentlich zum Gelingen der Förderziele beitragen. 

Gerade in den Ballungszentren Nordrhein-Westfalens, aber nicht nur dort, wird es für Menschen aus unteren und mittleren Einkommensschichten immer schwieriger eine angemessene Wohnung zu finden. Insbesondere Seniorinnen und Senioren, deren Zahl zunimmt, können sich kaum mit einer barrierearmen oder gar -freien Wohnungen versorgen. Aufgrund anhaltenden Zuzugs aus dem Ausland wächst die Bevölkerung trotz rückläufiger Geburtenzahlen zudem kontinuierlich an, was bedeutet, dass auch insgesamt mehr Wohnungen entstehen müssen. Und angesichts der Klimaschutzziele sollen alle Wohnungen bis 2045 klimaneutral sein. Neue barrierefreie Wohnungen zu schaffen und Wohnungsbestand barrierearm und klimagerecht umzubauen bleiben daher wichtige gesellschaftliche Aufgaben.

Kommunale Wohnungsunternehmen geben Städten eine gute Möglichkeit, Einfluss auf den lokalen Wohnungsmarkt zu nehmen. Vielerorts besteht zudem auch eine gute Kooperationen mit den lokalen Bestandshaltern wie Genossenschaften und weiteren sozial orientierten privatwirtschaftlichen Unternehmen. Doch gerade in Mittelstädten und Kleinstädten sind oft keine öffentlichen Wohnungsunternehmen aktiv, sodass diese Kommunen nach neuen Lösungen suchen.

Klar ist: Sichere und professionelle Partner in der Errichtung und Bewirtschaftung von Wohnungen können den Wohnungsmarkt in Kommunen stabilisieren und auf die jeweiligen Bedarfe ausrichten. Die jeweilige Entscheidung zwischen Kooperationen und einer eigenen Gründung ist allerdings klug abzuwägen, gerade auch, was die Wahl der geeigneten Rechtsform angeht.