Jahresbericht 2024/25
des VdW Rheinland Westfalen
- Jahresbericht 2024/2025
Der Kurswechsel ist in Arbeit
Seit gut drei Jahren kennt der Wohnungsbau nur noch eine Richtung: nach unten – sowohl im Neubau als auch bei Modernisierungen. Die Anzahl der Baufertigstellungen fällt, die der Baugenehmigungen verharrt weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Dafür jedoch steigen die Mieten. Inzwischen aber ist in der Politik der Wille deutlich erkennbar, die Baukosten und damit auch die steigenden Mietpreise einzudämmen. Davon zeugt nicht nur der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Auch in der wohnungswirtschaftlichen Praxis zeigen sich erste Erfolge des einfachen Bauens und Sanierens. 251.400 Wohnungen sind im Jahr 2024 in ganz Deutschland fertiggestellt worden. Deutlich zu wenige, um der hohen Nachfrage nach Wohnungen in Großstädten wie Köln oder Düsseldorf gerecht zu werden. 2020 waren es laut Statistischem Landesamt noch 306.000 Wohnungen. Die negative Entwicklung hatte ihren Anfang in Lieferengpässen und steigenden Materialpreisen während der Corona-Pandemie genommen, wurde mit steigenden Energiepreisen seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fortgesetzt und durch steigende Zinsen auf dem Kapitalmarkt verstärkt. Die Baukosten stiegen und stiegen. In Nordrhein-Westfalen kostete der Bau einer Wohnung im Jahr 2024 ganze 27,5 Prozent mehr als noch 2021. Diese höheren Kosten treffen sowohl den Wohnungsneubau als auch Modernisierungen, die Bestandsbauten zukunftsfähig machen.
- Im Gespräch
Die Wohnungspolitik braucht ein mutiges Software-Update
Lautes Surren. Die Luft ist kühl und trocken. Endlose Reihen von Kabeln in präzise gebündelten Farben ziehen sich durch das Rechenzentrum des Kölner Telekommunikationsdienstleisters NetCologne. Zwischen Serverschränken und blinkenden Lichtern sprechen wir mit VdW-Präsidentin Marion Sett über den großen Wunsch nach einem Neustart in der Wohnungspolitik – und warum er mehr braucht als nur einen Tastendruck. Frau Sett, wir stehen hier im Rechenzentrum von NetCologne zwischen Tausenden von Computern. Wünschen Sie sich auch manchmal, in der Wohnungspolitik einfach auf einen Reset-Button drücken zu können? Und würden Sie ihn aktuell auch drücken? Wünschen? Ja. Drücken? Nein. Der Gedanke ist verlockend. Ein Reset-Button, der alle Widersprüche beseitigt, neue Spielräume schafft und die Wohnungspolitik auf ein ganz neues Fundament stellt. Aber aus meiner Perspektive als Geschäftsführerin der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, eines bestandshaltenden Wohnungsunternehmens mit über 75 Jahren Geschichte, weiß ich: So funktioniert unsere Branche nicht. Wir denken langfristig. Unsere Gebäude, unsere Investitionen, unsere Verantwortung gegenüber den Menschen, die in unseren Wohnungen leben – all das lässt sich nicht einfach auf Null setzen. Mit der neuen Bundesregierung ist viel Hoffnung verbunden. Neue Koalitionen bringen neue Impulse, neue Ideen. Aber sie sollten nicht versuchen, alles neu zu erfinden – sondern dort ansetzen, wo es hakt. Ein Reset löscht nicht die Realität, was wir brauchen ist ein mutiges und intelligentes Software-Update: zielgerichtete Reformen, die Planung und Genehmigung vereinfachen, Investitionen erleichtern und uns als Wohnungswirtschaft wieder handlungsfähiger machen. Während wir durch den nächsten Sicherheitsbereich des Rechenzentrums geführt werden, fällt der Blick auf unzählige Kabelstränge – Alt und Neu laufen parallel, nichts darf ausfallen. Eine treffende Analogie zu dem, was Wohnungsunternehmen und -genossenschaften gerade leisten. Auch
- Interessenvertretung
"Ich glaube, dass die Botschaft in der Politik angekommen ist"
Wie die gesamte sozial orientierte Wohnungswirtschaft hat sich Alexander Rychter an den Krisenmodus längst gewöhnt. Hohe Baukosten, sinkende Baugenehmigungszahlen, steigende Mieten sind längst zum Normalzustand geworden. Doch inzwischen hat der VdW-Verbandsdirektor ein wenig Hoffnung geschöpft, wie er im Gespräch verrät. Denn in die Bundes- und Landespolitik ist Bewegung geraten. Außerdem verbreiten sich innovative Ansätze, wie beispielsweise die serielle Sanierung, immer weiter. Im auf diese Weise sanierten Wohnquartier der Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft in Düsseldorf-Stockum, spricht Rychter darüber, wie bezahlbares klimagerechtes Wohnen gelingen kann.
- Statistiken
Was die Zahlen erzählen
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden noch immer viel weniger Wohnungen gebaut, als notwendig wäre, um auch in angespannte Wohnungsmärkten Mieten bezahlbar zu halten. So wurde etwa in NRW 2024 der Bau von so wenigen Wohnungen genehmigt, wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Im Vergleich zu 2023 ging sie zum sieben Prozent zurück, in Rheinland-Pfalz gar um 20,4 Prozent. Auch andere Zahlen sprechen eine klare Sprache.
- Prüfung und Beratung
Dekarbonisierung des Gebäudebestands scheitert häufig an der Wirtschaftlichkeit
Als Prüfungsdirektor des VdW Rheinland Westfalen hat Dr. Daniel Ranker Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung der sozial orientierten Wohnungsunternehmen und -genossenschaften. Und er weiß, die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen stehen unter Druck. Denn sie sollen zum einen bezahlbares Wohnen ermöglichen, gleichzeitig aber bis 2045 ihren Gebäudebestand klimaneutral umbauen. Das ist unter den aktuellen Bedingungen wirtschaftlich unmöglich, sagt er im Interview. Zumindest werde es länger dauern. Doch er skizziert, wie eine Lösung aussehen könnte.
- Zahlen
Jahresstatistik NRW 2024
Jedes Jahr investiert die sozial orientierte Wohnungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen in den Wohnungsneubau und den Wohnungsbestand. Aufgrund der hohen Baukosten verschieben sich diese Ausgaben aber immer mehr in Richtung Modernisierung und Instandhaltung des Bestands. Bei den Baufertigstellungszahlen ist der Einbruch erst für die kommenden Jahre zu erwarten. Die Nettokaltmiete der VdW-Mitglieder steigt aufgrund der Investitionen in klima- und altersgerechte Wohnungen, liegt aber immer noch unter dem Landesdurchschnitt.
- Zahlen
Jahresstatistik RLP 2024
Eine geringere Anzahl an Bauprojekten können in Rheinland-Pfalz aufgrund des kleineren Marktvolumens bereits größere Verschiebungen bewirken. Dies sieht man insbesondere bei der Verteilung der Investitionen in Nebau- und Bestandsmaßnahmen. Das Investitonsvolumen insgesamt ist allerdings weiterhin verlässlich hoch. Und mit 6,42 Euro pro Quadratmeter liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete weiterhin unter dem Marktdurchschnitt.
Bildergalerie
Das Jahr in Bildern
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