Kämpfer für die im Abseits
Bis zum letzten Spieltag kämpfte Robin Gosens diese Saison mit seinem Verein Union Berlin gegen den Abstieg aus der Fußballbundesliga. Neben dem Platz beteiligt sich der 30-Jährige an einem Kampf, den auch die sozial orientierte Wohnungswirtschaft aufnimmt: den gegen die Wohnungslosigkeit.
Im Kältebus hat Robin Gosens so richtig Feuer gefangen für den Kampf gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit. Bei bis zu minus zwölf Grad war er in einer Nacht im Januar 2024 mit dem Kältebus der Berliner Stadtmission unterwegs, die von seinem Verein Union Berlin unterstützt wird. Jeden Winter fährt der Kältebus durch die Hauptstadt, um obdachlosen Menschen warme Kleidung, einen Schlafsack und heiße Getränke zu bringen. Oder ihnen gleich die Fahrt in Notunterkünfte anzubieten.
Das Thema Wohnungslosigkeit war Gosens, der sich in der Stiftung der Nationalmannschaft engagiert, schon zuvor nicht fremd gewesen. „Der Einsatz gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist seit Gründung der Stiftung der Nationalmannschaft fest in der Satzung verankert. Seitdem ich Teil des Stiftungsrates bin, auch verstärkt durch die Corona-Pandemie, befasse ich mich also zwangsläufig, aber mit voller Überzeugung mit diesem Thema und versuche im Rahmen der Nationalmannschaft und unserer Stiftung, meinen Teil für Wohnungs- und Obdachlosenhilfe beizutragen“, sagt er auf Anfrage der „thema“.
Schicksale verstehen
Die Fahrt im Kältebus aber habe bei ihm nachhaltigen Eindruck hinterlassen. „Ich konnte persönliche Gespräche mit einigen obdachlosen Menschen führen, was mir sehr geholfen hat, die verschiedenen, teils sehr schlimmen und oft unverschuldeten Schicksale und Gründe zu verstehen, warum die Menschen in diese Lage gekommen sind“, so Gosens. Gespräche und Aktionen wie diese motivierten ihn umso mehr, seine privilegierte Lage zu nutzen, um sich für bedürftige Menschen einzusetzen. „Ich möchte etwas von dem, was mir geschenkt wurde, zurückgeben. Und da ist es ein wunderbarer Weg, mich durch soziales Engagement, auch durch meine eigene Stiftung ‚Träumen lohnt sich‘, und die Nutzung von finanziellen Mitteln für Menschen einzusetzen, die diese Unterstützung dringend benötigen.“
International ist der in Emmerich am Rhein geborene Robin Gosens, der bereits für Atalanta Bergamo und Inter Mailand gespielt hat, für seinen absoluten Willen bekannt. Der linke Verteidiger haut sich rein, gibt kaum einen Ball verloren. In seinem sozialen Engagement scheint er ebenfalls niemanden verloren geben zu wollen, keinen Menschen.
Im April dieses Jahres saß er bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit neben Bundesbauministerin Clara Geywitz als Vertreter der Nationalmannschaftsstiftung, die den Plan unterstützt. 2030 will die Bundesregierung die Wohnungslosigkeit überwunden haben.

Pakete in Boston
Die Stiftung der Nationalmannschaft, im Jahr 2020 gegründet, hat die Sorge um die Situation von Obdachlosen und den Kampf gegen Wohnungslosigkeit zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. „Mit der Stiftung setzen wir uns mit verschiedenen Aktivitäten für die Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit ein. So unterstützen wir die Arbeit der Bahnhofsmissionen, den Verein ‚Straßenkinder e.V.‘ in Berlin, den Franziskustreff in Frankfurt ebenso wie das Wirken der Tafeln in Deutschland“, sagte Gosens im Zusammenhang mit der Vorstellung des Nationalen Aktionsplans der Bauministerin.
Schon bei der USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft im Oktober 2023 hatte Gosens gemeinsam mit Spielern des NFL-Teams New England Patriots in Boston Pakete mit Lebensmitteln und anderen Sachspenden für Obdachlose gepackt. „Wir müssen uns alle immer wieder vor Augen führen, in welch privilegierter Lage wir uns befinden“, sagte er damals laut Deutschem Fußballbund (DFB). „Alleine, dass wir ein Haus oder ein Dach über dem Kopf haben, das ist alles andere als selbstverständlich, das sieht man hier, das sieht man aber auch in Deutschland, da muss man gar nicht weit weg gehen. Es trifft und es berührt.
Im Einsatz gegen die Wohnungslosigkeit darf Robin Gosens die sozial orientierte Wohnungswirtschaft an seiner Seite wissen. Mitglieder des VdW Rheinland Westfalen engagieren sich seit Jahren bei der Initiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ des Landes Nordrhein-Westfalen. 6.031 Wohnungen sind seit dem Start 2019 an Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit gefährdete Personen vermittelt worden, etwa die Hälfte der Wohnungen stammen von VdW-Mitgliedern.
Den Kampf gegen den Abstieg hat Robin Gosens in diesem Jahr gewonnen. Ob der Kampf gegen die Wohnungslosigkeit bis 2030 zu gewinnen ist, wird sich zeigen.
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