
„Holz bildet die Basis für eine der größten Wirtschaftsbranchen im Land“
Martin Schwarz
Diplom-Forstingenieur (FH)
Martin Schwarz ist Mitarbeiter bei Wald und Holz NRW und leitet im Team Holzwirtschaft das Sachgebiet „Holzverwendung/Holzbau“. Seine Aufgaben sind der Wissenstransfer und die Kommunikation zum Bauen mit Holz.
Im Interview verrät uns Diplom-Forstingenieur (FH) Martin Schwarz, welche Potentiale er für das Bauen mit dem nachwachsenden und traditionellen Rohstoff Holz im Wohnungsbau sieht. Die Institution, für die er arbeitet, ist seit vielen Jahren ein Kooperationspartner des VdW Rheinland Westfalen. Wald und Holz NRW informiert regelmäßig in Seminaren zu unterschiedlichen Aspekten des Holzbaus und ist auch für Wohnungsunternehmen und -genossenschaften ein kompetenter Ansprechpartner bei Projekten, in denen Holz zum Tragen kommt.
Was ist der Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“? Aus welchen Überlegungen heraus wurde er ins Leben gerufen?
Martin Schwarz: Die Wälder im industriell geprägten Nordrhein-Westfalen sind Orte der Erholung und übernehmen vielfältige Schutzfunktionen. Gleichzeitig bildet der Rohstoff Holz die Basis für eine der größten Wirtschaftsbranchen im Land.
27% der Fläche NRWs sind bewaldet, jährlich wachsen rund 9,4 Millionen Kubikmeter Holz in den Wäldern Nordrhein-Westfalens nach. Die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der Waldfunktionen und der Holzwirtschaft für die Menschen in Nordrhein-Westfalen ist Auftrag von Wald und Holz NRW.
Als Teil der Landesforstverwaltung wurde Wald und Holz NRW durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit der Umsetzung hoheitlicher Aufgaben, der Bewirtschaftung der landeseigenen Waldflächen sowie der forstlichen Betreuung von privaten und kommunalen Waldsitzenden beauftragt.
Weitere Aufgabenschwerpunkte sind die Stärkung der Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Cluster Forst und Holz sowie die Förderung der Holzverwendung. Die Einrichtung von Wald und Holz NRW erfolgte 2005 mit dem Ziel, die vorgenannten Aufgaben effizient und mit einer landesweit flächendeckenden Präsenz vor Ort umsetzen zu können.
Welche Ziele verfolgt das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft mit seiner Arbeit?
Aufgaben des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft sind die angewandte Forschung und der Wissenstransfer zum Waldmanagement und der Holzverwendung. Durch das Team Holzwirtschaft werden Aufgaben in den Bereichen Cluster Forst und Holz, Holzverwendung / Bauen mit Holz, Ressourceneffizienz und holzwirtschaftliche Forschung umgesetzt.
Standort des Teams Holzwirtschaft ist das Zentrum HOLZ in Olsberg, wo mit den Branchenakteuren weitere Synergien für den Rohstoff Holz entwickelt werden.
Welche konkreten Informations- und Beratungsangebote für die Wohnungswirtschaft bietet Wald und Holz NRW an?
Martin Schwarz:
Das Team Holzwirtschaft steht der Wohnungswirtschaft für alle Fragen zum Bauen mit Holz zur Verfügung. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren und Institutionen des Holzbaus auf Landes- und Bundesebene. Für die Realisierung von Planungs- und Bauaufgaben kann zudem im Rahmen Fachberatung Holzbau die Expertise von durch von uns beauftragten Ingenieure genutzt werden. Zudem bieten wir Online-Fachseminare und Fortbildungsveranstaltungen zu holzbauspezifischen Themen wie z.B. dem Schall- und Brandschutz oder die Umsetzung von Aufstockungen an.
Die vorgenannten Angebote können im Rahmen des Webportals Bauen mit Holz.NRW eingesehen werden. Gleiches gilt für erfolgreich umgesetzte Projekte im Bereich des Geschosswohnungsbaus, neuer Quartiere, Holz-Hybridbauten, Aufstockungen sowie beim Bauen im Bestand. Diese werden in der Holzbaudatenbank dargestellt.
Für die Umsetzung von Projekten der Wohnungswirtschaft stehen erfahrene Planer und eine starke Holzbranche zur Verfügung. Im digitalen Branchenverzeichnis der Plattform Bauen mit Holz.NRW können sich öffentliche und private Bauherren entsprechend der Bauaufgabe und dem gewünschten Leistungsprofil über die für Sie passenden Unternehmen informieren und mit diesen in Kontakt treten.
„27% der Fläche NRWs sind bewaldet, jährlich wachsen rund 9,4 Millionen Kubikmeter Holz in den Wäldern Nordrhein-Westfalens nach.”
Martin Schwarz
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