thema der Wohnungswirtschaft
N°1 – Der perfekte Sturm

Portrait von David Wilde
Quelle: hwg eG
Drei Fragen an… Dr. David Wilde

»Die Zusammen- arbeit ist oft herausfordernd«

Bis 2045 möchte die hwg eG in Hattingen die von ihr verwalteten 649 Gebäude auf erneuerbare Energiequellen umstellen. Dazu arbeitet sie mit Ingenieurbüros und vor allem mit den örtlichen Energieversorgern und der Stadt zusammen, um festlegen zu können, wo welche Wärmequelle genutzt werden kann. Nicht immer ein leichtes Unterfangen, wie Dr. David Wilde, der Vorstandsvorsitzende der hwg eG, berichtet.

Herr Dr. Wilde, ist die Kommunale Wärmeplanung bei Ihnen bereits so weit, dass Sie sicher sagen können, wo keine Fernwärme gelegt wird?

In Hattingen gibt es keine nennenswerte Industrie, die Abwärme liefert, und es fehlen andere Quellen für eine zukünftige Wärmeversorgung. Das Grubenwasser auf Bochumer Seite stellt eine Ausnahme dar. Daher haben wir einen internen Bereich gegründet, der sich mit der Entwicklung und Fortschreibung einer Klimaschutzstrategie für unseren Gebäudebestand befasst. Wir arbeiten eng mit den Stadtwerken, dem Energieversorger ­AVU und der Kommune zusammen, um Konzepte zur klimaneutralen Versorgung bis 2045 zu erarbeiten. Aktuell befinden wir uns noch in der Anfangsphase.

Wie läuft die Zusammenarbeit?

Externe Ingenieurbüros sind bereit, Quartierskonzepte für uns zu erstellen, was jedoch Zeit und Geld erfordert. Wir müssen zunächst unseren Bestand analysieren und eine Klimaschutzstrategie entwickeln, bevor wir auf Partner zugehen, um Modernisierungskonzepte zu erarbeiten. Derzeit lassen wir uns von einem Beratungsunternehmen bei der Strategieentwicklung unterstützen. Von den Stadtwerken und der AVU benötigen wir frühzeitig Informationen über die Leistung der Hausanschlüsse und geplante Maßnahmen. Die Zusammenarbeit ist jedoch oft herausfordernd, da die Reaktionszeiten zu lang sind und Antworten erst nach mehrfachen Nachfragen erfolgen. Die Energieversorger stehen vor großen Herausforderungen, und es ist spürbar, dass die Umstellung auf Strom als primäre Energiequelle noch nicht überall vollständig angekommen ist.

Was müsste passieren, damit die Wärmewende bei Ihnen in der Genossenschaft Fahrt aufnimmt?

Es bedarf klarer und verlässlicher politischer Rahmenbedingungen. Häufige Änderungen der Gesetzeslage und unzuverlässige Förderprogramme erschweren die Planung erheblich. Bürokratische Hürden müssen abgebaut und Förderprozesse vereinfacht werden. Niedrigere Zinsen für Baukredite sind notwendig, um Bauprojekte wirtschaftlich realisierbar zu machen. Solange Gas preislich attraktiv bleibt, wird die Wärmepumpe schwer zu vermitteln sein. Höhere Heizkosten nach einer teuren Modernisierung sind für Mieterinnen und Mieter schwer zu akzeptieren. Ein klares Signal aus der Politik und verstärkte Aufklärung könnten die Akzeptanz und Bereitschaft der Mieterschaft erhöhen und die Wärmewende vorantreiben. Meine Hypothese ist, dass vor allem die nur schwer erfassbaren Faktoren, wie Gewohnheiten des Wohnens, Alltagsroutinen und die sich wandelnden Bedürfnisse der Zielgruppen – im Alter, im Umgang mit Einsamkeit, beim Zuziehen – ein lohnenswerter Ausgangspunkt für die Gestaltung von Flächensuffizienz sind.

 

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