Die Wohnungswirtschaft im Umbruch
Bis 2045 soll Wohnen klimaneutral sein. Wie die Energie- und Wärmewende beim Wohnen bezahlbar und klimagerecht umsetzbar ist – darüber wurde am 4. und 5. September auf dem VdW-Verbandstag 2024 in Dortmund diskutiert.
Um klimaneutrales Wohnen zu ermöglichen, gibt es zwei wesentliche Stellschrauben: zum einen dafür sorgen, dass das Gebäude wenig Energie verbraucht, zum anderen die Energieversorgung auf klimaneutrale Energieträger umstellen. Beide wesentliche Maßnahmen waren Gegenstand der Diskussionen auf der Bühne im Kongresszentrum Dortmund. Unter anderem mit dabei: NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, der Staatssekretär im Bundesbauministerium Dr. Rolf Bösinger, NRW-Bau-Staatssekretär Daniel Sieveke, Mieterbundpräsident Lukas Siebenkotten und KlimaUnion-Vorsitzender Niklas Benner.
Dabei erklärte VdW-Präsidentin Marion Sett, dass die Wohnungswirtschaft nicht nur einfach Lösungen von der Politik einfordert. „Auch wir sehen uns in der Verantwortung, klimagerechtes bezahlbares und generationengerechtes Wohnen zu ermöglichen“, sagte sie zu mehr als 400 Teilnehmenden.
Tatsächlich aber zeigte sich, dass insbesondere die Sanierung von Gebäuden gerade angesichts der gestiegenen Baukosten im Endeffekt zu höheren Mieten führen. Haluk Serhat, Geschäftsführer von Vivawest, gab einen Einblick: 2019 habe der Ansatz für Sanierungen seines Unternehmens bei etwa 1000 Euro pro Quadratmeter gelegen, heute liege er bei mehr als 1700 Euro. Die Lösung von Architekt Gert Lorber, der mit Serhat auf der Bühne saß: „Wir müssen von den hohen technischen Standards runter.“
Eine Möglichkeit dazu will die Bundesregierung schaffen. Sie arbeitet daran, den so genannten Gebäudetyp E einzuführen, bei dem rechtssicher von den anerkannten Regeln der Technik abgewichen werden darf. Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sagte: „Uns ist wichtig, dass Bauen kreativ, schnell und kostengünstig wird – mit weniger Vorschriften und mehr Gestaltungsspielraum.“ Ein Ansatz, den VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter begrüßte.
Der größere Hebel beim klimaneutralen Wohnen aber liegt, so ein Ergebnis des Verbandstags, in der Umstellung der Energieversorgung. Petra Eggert-Höfel, Geschäftsführerin der Wohnbau Dinslaken sagte: „Wir haben das Glück, dass 95 Prozent unserer Bestände an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Wenn der Energieversorger diese Fernwärme auf eine erneuerbare Quelle umstellt, wohnen die Mieterinnen und Mieter klimaneutral.“
Mit ihr im Gespräch war Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie bekannte: „Damit die Wärmewende funktionieren kann, brauchen wir lokale Energieversorger an unserer Seite, weil die den Strom über die Netze transportieren müssen. Da sind riesige Investitionsleistungen notwendig.“
Wie nämlich Strom und Wärme zusammenhängen, erklärte anschließend Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie AG: „Je weniger Haushalte an die Fernwärme angeschlossen sind, desto mehr werden sich mit einer Wärmepumpe versorgen und die muss an die Stromverteilnetze angeschlossen werden.“ Wärme- und Strominfrastruktur müsse deshalb zusammengeplant werden.
In diese Planungen, insbesondere in die Kommunale Wärmeplanung, will die Wohnungswirtschaft eingezogen werden. Man sehe sich als strategischer Partner, sagte VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter. In Bochum funktioniert das schon gut, wie Norbert Riffel, Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen GmbH, darstellte. Ein Wärmeplanungsprozess der Schule machen sollte.
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