
„Dezentrale Energieversorgung ist ein Gamechanger“
Wie sieht die Energieversorgung von morgen aus? Wer gestaltet die Energiewende in der Wohnungswirtschaft? Diese Fragen standen im Zentrum der E-world energy & water 2025, der Leitmesse für die Energiebranche in Essen. Der VdW Rheinland Westfalen war auch in diesem Jahr zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW auf der Messe vertreten und hat gezeigt, welche innovativen Ansätze bereits existieren – und was noch getan werden muss.
So hält die Digitalisierung unaufhaltsam Einzug in die Wohnungswirtschaft – und spielt eine Schlüsselrolle bei der Energieeffizienz. Beim Messerundgang „Mit digitalen Lösungen zum energieeffizienten Gebäudebestand“ präsentierten Unternehmen, wie moderne Technologien Heizungsanlagen effizienter machen. Digitale Steuerungssysteme ermöglichen es, den Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen und gezielt zu optimieren. Das kann Kosten und CO₂-Emissionen reduzieren.
Dezentrale Energieversorgung: Quartiere unter Strom
Nicht nur Wärme, sondern auch Stromversorgung war ein zentrales Thema der Messe. Der zweite VdW-Rundgang, „Wohnquartiere unter Strom – Lösungen für eine klimafreundliche & dezentrale Stromversorgung“, zeigte auf, wie Mieterstrommodelle, Photovoltaik-Anlagen und intelligente Ladelösungen für E-Mobilität die Quartiersversorgung revolutionieren können.
Vor allem die lokale Stromerzeugung gewinnt an Bedeutung. „Die dezentrale Energieversorgung ist ein Gamechanger für die Wohnungswirtschaft“, betonte Rychter. „Wenn wir Strom direkt dort produzieren, wo er verbraucht wird, entlastet das nicht nur die Netze, sondern bringt auch Vorteile für die Mieterinnen und Mieter.“
Kommunale Wärmeplanung: Zusammenarbeit als Schlüssel
Ein weiteres zentrales Thema war die kommunale Wärmeplanung – eine Herausforderung, die nur im Schulterschluss mit Städten, Energieversorgern und der Wohnungswirtschaft gelöst werden kann. Im Rahmen des Future Forums diskutierten VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter und Norbert Riffel, Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen GmbH Bochum, Best-Practice-Beispiele aus Bochum.
„Wir müssen alle Akteure an einen Tisch bringen, wenn wir eine zukunftsfähige Wärmeversorgung sicherstellen wollen“, so Rychter. „Die Wohnungswirtschaft steht bereit, aber es braucht verlässliche Rahmenbedingungen und eine enge Kooperation mit den Kommunen.“
Die Zukunft beginnt jetzt
Die E-world energy & water 2025 hat deutlich gemacht: Die Wohnungswirtschaft kann und will eine entscheidende Rolle in der Energiewende spielen. Digitale Technologien, dezentrale Stromversorgung und eine durchdachte kommunale Wärmeplanung sind dabei die wichtigsten Bausteine. Doch der Wandel gelingt nur gemeinsam – mit politischen Weichenstellungen, innovativen Unternehmen und einer Wohnungswirtschaft, die die Chancen der neuen Technologien mutig ergreift.
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- Das Thema
Neustart
Manchmal hilft nur noch ein Neustart. Das gilt für die Wohnungspolitik auf Bundesebene genauso wie bei der Überplanung eines städtischen Quartiers oder in anderen wohnungswirtschaftlichen Zusammenhängen. Auf einmal tut sich gar nichts mehr, der Mauszeiger bewegt sich nicht mehr, das Bild auf dem Monitor ist eingefroren, der Computer ist abgestürzt. Nutzerinnen und Nutzer kennen diese Systemabstürze, oft hilft die Tastenkombination „Strg/Alt/Entf“, um den Computer neu zu starten. Und im besten Fall läuft er danach wieder stabil. Eine Art Systemabsturz hat im vergangenen Jahr auch die alte Bundesregierung erlebt. Nach Neuwahlen wurde Friedrich Merz zum Bundeskanzler gewählt, seitdem regieren CDU/CSU und SPD das Land und bestimmen auch die Wohnungspolitik. In ihrem Koalitionsvertrag haben die Parteien einige Aussagen getroffen, welche die sozial orientierte Wohnungswirtschaft positiv gestimmt haben. Sie haben das Ziel, bezahlbares Wohnen zu ermöglichen, eher erreichbar erscheinen lassen, als dies unter der Ampel-Regierung der Fall war. Auch Marion Sett, Präsidentin des VdW Rheinland Westfalen, teilt diese Hoffnung, wie in einem Interview mit ihr in dieser Ausgabe zu lesen ist. Sie begrüßt etwa den im Vertrag vereinbarten „Wohnungsbau-Turbo“, mahnt aber: „Ohne politischen Umsetzungswillen bleibt er ein leeres Versprechen.“ In der Wohnungswirtschaft sind Neustarts keine Seltenheit. In Paderborn etwa wurden mit dem Teilabzug der britischen Armee große Gebiete in der Stadt frei, die jetzt nach und nach neu genutzt werden. Auf dem Gelände der Alanbrooke-Kaserne entsteht aktuell ein neuer Stadtteil. Um die vorgesehenen öffentlich geförderten Wohnungen zu bauen, hat die Stadt eigens vor ein paar Jahren ein Wohnungsunternehmen gegründet. Oder die Einführung einer neuen ERP-Software, gewissermaßen dem zentralen Nervensystem, wenn es um die betriebswirtschaftliche Bilanz geht: Auch hier besteht der Neustart in einem umfangreichen Prozess, der möglichst genau geplant werden so

- Im Gespräch
Die Wohnungspolitik braucht ein mutiges Software-Update
Lautes Surren. Die Luft ist kühl und trocken. Endlose Reihen von Kabeln in präzise gebündelten Farben ziehen sich durch das Rechenzentrum des Kölner Telekommunikationsdienstleisters NetCologne. Zwischen Serverschränken und blinkenden Lichtern sprechen wir mit VdW-Präsidentin Marion Sett über den großen Wunsch nach einem Neustart in der Wohnungspolitik – und warum er mehr braucht als nur einen Tastendruck. Frau Sett, wir stehen hier im Rechenzentrum von NetCologne zwischen Tausenden von Computern. Wünschen Sie sich auch manchmal, in der Wohnungspolitik einfach auf einen Reset-Button drücken zu können? Und würden Sie ihn aktuell auch drücken? Wünschen? Ja. Drücken? Nein. Der Gedanke ist verlockend. Ein Reset-Button, der alle Widersprüche beseitigt, neue Spielräume schafft und die Wohnungspolitik auf ein ganz neues Fundament stellt. Aber aus meiner Perspektive als Geschäftsführerin der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, eines bestandshaltenden Wohnungsunternehmens mit über 75 Jahren Geschichte, weiß ich: So funktioniert unsere Branche nicht. Wir denken langfristig. Unsere Gebäude, unsere Investitionen, unsere Verantwortung gegenüber den Menschen, die in unseren Wohnungen leben – all das lässt sich nicht einfach auf Null setzen. Mit der neuen Bundesregierung ist viel Hoffnung verbunden. Neue Koalitionen bringen neue Impulse, neue Ideen. Aber sie sollten nicht versuchen, alles neu zu erfinden – sondern dort ansetzen, wo es hakt. Ein Reset löscht nicht die Realität, was wir brauchen ist ein mutiges und intelligentes Software-Update: zielgerichtete Reformen, die Planung und Genehmigung vereinfachen, Investitionen erleichtern und uns als Wohnungswirtschaft wieder handlungsfähiger machen. Während wir durch den nächsten Sicherheitsbereich des Rechenzentrums geführt werden, fällt der Blick auf unzählige Kabelstränge – Alt und Neu laufen parallel, nichts darf ausfallen. Eine treffende Analogie zu dem, was Wohnungsunternehmen und -genossenschaften gerade leisten. Auch
- Beispielhaft
ERP-System: Installation starten
Wer eine neue Enterprise-Resource-Planning-Software (kurz ERP) einführt, legt Hand an das digitale Herz eines Unternehmens bzw. einer Genossenschaft. Ein solcher Neustart will daher gut geplant sein. Daten und Menschen – daran können Softwareumstellungen zuweilen scheitern. Das weiß Stefan Brüning aus eigener Erfahrung. Der Prokurist der VdW Treuhand GmbH hat die Einführungen neuer Software bereits in seinem früheren Job bei einem großen Softwareunternehmen begleitet. „Das Schlechteste, was man machen kann, ist seine Mitarbeitenden einfach nur über einen Softwarewechsel zum Termin X zu informieren“, sagt er. Das gehe in jedem Fall schief. Eine Chefin bzw. ein Chef müsse seine Mitarbeitenden in den Prozess einbeziehen. Im ERP-System werden die wesentlichen Daten eines Wirtschaftsbetriebs hinterlegt: Zahlungseingänge, -ausgänge – die gesamte Buchhaltung wird darüber abgewickelt; hier sind die Stammdaten der Mieterinnen und Mieter hinterlegt; hier finden die Geschäftsprozesse ihren digitalen Niederschlag; die hier hinterlegten Zahlen sind Grundlage der Geschäftsbilanz. Ein Update der bestehenden ERP-Software oder gar die Einführung eines neuen Programms gleicht da fast einer Operation am offenen Herzen. Dass diese Operation in Wohnungsunternehmen ansteht, liegt in der Regel am Softwarehersteller, die in regelmäßigen Abständen neue Software-Versionen einführen. Von sich aus strebt kaum ein Unternehmen eine ERP-Umstellung an, denn der Aufwand kann enorm sein. „Ein Systemwechsel ist, selbst wenn er perfekt vorbereitet ist, immer mit Schmerz verbunden“, sagt er. Der Schmerz entstehe vor allem in der Belegschaft, weil jeder, der mit dem ERP-System arbeite, aus seinem gewohnten Arbeitsumfeld herausgerissen werde. „Das kann Ängste auslösen, in jedem Fall aber Schulungsbedarf.“ Wenn ein Unternehmen diese Sorgen der Mitarbeitenden nicht ernst nehme, riskiere es die Unterstützung der Belegschaft, so Brüning weiter, was sich auf das Klima im gesamten